In Agentenfilmen gehört der Satz "Diese Nachricht zerstört sich von selbst!" heute fast zum Standard-Repertoire. Doch diese Funktion ist längst nicht mehr nur Spionen der "Mission Impossible" vorbehalten. Im Kampf um die Gunst der Nutzer, denen digitale Privatsphäre zunehmend ein Anliegen wird, setzen inzwischen immer mehr Messenger-Dienste auf verschwindende Nachrichten.
Den Anfang machte diesbezüglich bereits 2011 die App Snapchat. Die Applikation wurde entwickelt, um Fotos zu verschicken, die sich schon nach wenigen Sekunden wieder auflösen. Ein Konzept, das vor allem Jugendliche begeisterte und den Gründer Evan Spiegel zu einem der jüngsten Milliardäre der Welt machte.
Ende 2020 entdeckte auch WhatsApp diese Funkion für sich. In den Chats kann man seither einstellen, dass Nachrichten, Bilder und Videos nach sieben Tagen aus der Unterhaltung gelöscht werden. Jetzt weitet das Unternehmen diese Funktion aus. Auf Wunsch können Nutzer Nachrichten verschicken, die vom Empfänger nur einmal angesehen werden können.
WhatsApp kämpft um den Ruf
Ein Versuch, aufgeschreckte Anwender davon zu überzeugen, dass sensible Daten der mehr als zwei Milliarden Nutzer bei der Facebook-Tochter möglichst vertraulich behandelt werden. Der Dienst hatte in den vergangenen Monaten nach der Ankündigung neuer Nutzungsregeln mit Kritik und Abwanderung zu kämpfen. Auslöser war die Einschätzung, dass mit dem Mitte Mai in Kraft getretenen Update mehr Daten mit der Konzernmutter Facebook geteilt werden sollen. WhatsApp wies dies als Missverständnis zurück und betonte wiederholt, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der auch der Dienst selbst keinen Zugang zu Inhalten von Nachrichten habe, nicht aufgeweicht werde.
Die großen Profiteure der letzten Monate waren dennoch die Konkurrenz-Programme Signal und Telegram, die schon früh auf besonders "sichere" Kommunikation setzten. Vor allem Signal gilt als Dienst, der neben Verschlüsselung früh die Möglichkeit forcierte, selbstlöschende Nachrichten zu verschicken. "Verschwindende Nachrichten" nennt Signal die Funktionalität, die Lebensdauer des Verschickten können Nutzer selbst bestimmen. Sie reicht von fünf Sekunden bis zu einer Woche.
Telegram im Visier der deutschen Politik
Auch Telegram wirbt längst primär mit Sicherheit und Privatsphäre um Nutzer. Die Chats sind prinzipiell verschlüsselt und werden auf Telegram-Servern gespeichert. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wie bei Signal oder WhatsApp muss der Nutzer allerdings erst selbst aktivieren. Ein Umstand, der von Datenschützern kritisiert wird.
Dem Erfolg des Programms, das auch die Möglichkeit von selbstzerstörenden Nachrichten bietet, tut das keinen Abbruch. Laut eigenen Angaben hat die App mit russischen Wurzeln derzeit knapp 500 Millionen Nutzer, die das Programm zumindest einmal im Monat verwenden.
Es gibt aber einen weiteren zentralen Unterschied zu Signal und WhatsApp: Neben den privaten Chats gibt es auch öffentliche Kanäle, deren Inhalte jeder lesen kann. Diese Nachrichten sind dann freilich nicht verschlüsselt. Dennoch wird vor allem diese Funktion inzwischen von vielen Menschen genutzt – auch von Personen mit radikalem Gedankengut, was nun zumindest in Deutschland für Gegenwind sorgt. Das deutsche Justizministerium geht gegen Telegram vor, weil der Dienst zu wenig gegen strafrechtlich relevante Inhalte mache. Künftig sollen sämtliche Messenger-Dienste schärfer reguliert werden.