Als das erste Spiel angepfiffen wurde, war die Fußball-Europameisterschaft für Kelly’s eigentlich schon fast gelaufen. „Die Aktivitäten und Aktionen im Handel wurden bereits vor vielen Wochen finalisiert, auch die Produktionsplanung konnte sich schon lange auf die gesteigerten Mengen vorbereiten“, sagt Markus Marek, Managing Director des Knabbergebäck-Herstellers.
Tatsächlich sind Fußballgroßereignisse wie die EM für die Chips-, Snips- und Soletti-Produzenten wie ein zweites Weihnachten. Anders als bei Olympischen Spielen oder Ski-Weltmeisterschaften wirken die – meist abendlichen – Matches bei Snacks als Umsatztreiber. „Wir dürfen für 2021 ein weiteres Wachstum erwarten“, bestätigt Marek. Die seit Jahren ansteigende Kurve in den Bilanzen wird damit weitergezeichnet. 2006 erwirtschaftete man noch einen Umsatz von 106 Millionen Euro. 2015 waren es schon 163 Millionen und im vergangenen Jahr bereits 215,2 Millionen Euro – gegenüber 2019 ein Plus von knapp über zehn Prozent. „Schuld“ daran ist nicht zuletzt Corona. Homeoffice, Homeschooling, Kurzarbeit und Lockdown-Frust ließen den Hunger nach Knabbereien wachsen. Kelly’s und Mitbewerber konnten sich 2019 insgesamt um 13 Prozent mehr Umsatz bei Snacks freuen.
Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Österreich bei 4,5 Kilo Chips, Laugengebäck und Co. pro Jahr. Vor zehn Jahren waren es „nur“ drei Kilo. Direkt ablesbar auf der Badezimmerwaage? Jein. Bei Kelly’s ist man jedenfalls bemüht, „gesünder“ zu werden. So sank der Anteil an gesättigten Fettsäuren seit 2006 um 75 Prozent, der Zusatz von künstlichen Geschmacksverstärkern seit 2007 um 85 Prozent. Seit 2009 verwendet Kelly’s bei jedem neuen Markenprodukt nur noch natürliche Aromen. Und seit vergangenem Jahr verzichtet man gänzlich auf Palmöl. Bei den neuen „4 in 1 Chips“ kombiniert man Linsen, Reis, Bohnen und Erbsen in einem Produkt.
Jedenfalls zufrieden mit der Snack-Euphorie sind jene knapp hundert Vertragsbauern in Niederösterreich und dem Burgenland, von denen Kelly’s sämtliche Erdäpfel für die Chips-Produktion bezieht. Die Landwirte werden dem rot-weiß-roten Team besonders fest die Daumen drücken. Denn es lässt sich an den Verkaufszahlen ableiten, wie lange Alaba, Arnautovic & Co. im Bewerb sind. „Die Spiele sind für eine breitere Fangemeinde interessanter, wenn Österreich mit dabei ist“, sagt Marek (Foto). „Diese Begeisterung flacht rasch ab, wenn unsere Nationalmannschaft ausscheidet.“
Klaus Höfler