Die österreichische Holzindustrie hat gerade erst eine für sich zufriedenstellende Bilanz für das Jahr 2020 gezogen. Und 2021 dürfte sich das Produktionsvolumen bedingt durch die aktuell große Nachfrage nach dem Rohstoff Holz noch einmal erhöhen. Die Preissteigerungen, welche vor allem die Sägeindustrie erzielt, sind derzeit enorm. Sie betragen 30 Prozent und mehr.
Aber nicht alle in der Wertschöpfungskette profitieren gleichermaßen. "Die Preissteigerungen sind jetzt auch im Forst angekommen", erklärte Herbert Jöbstl, der Obmann des Fachverbandes der Holzindustrie Österreichs, am Mittwoch in einem Pressegespräch. Das stimmt aber nur bedingt, erklärt Martin Höbarth, Leiter der Abteilung Forst- und Holzwirtschaft in der Landwirtschaftskammer Österreich. Nach einem absoluten Tiefstand 2020, als der Durchschnittspreis für einen Festmeter Rundholz bei 66 Euro lag, seien die Preise jetzt tatsächlich ein wenig angestiegen und würden bei im Schnitt 90 bis 105 Euro pro Festmeter liegen. Geht man von einer Preissteigerung von rund 35 Euro in absoluten Zahlen aus, so seien es 53 Prozent, rechnet Höbarth vor.
Ein Vergleich in absoluten Zahlen
In Prozent klinge es zwar viel, die Relationen zu den Preissteigerungen, welche die Industrie in absoluten Zahlen erziele, würden aber nicht passen. Für getrocknetes Bauholz/Nadelschnittholz habe man im Mai 2020 beispielsweise rund 230 Euro pro Kubikmeter erzielt, im Mai diesen Jahres waren es 430 Euro. Oder bei den derzeit heiß begehrten aber in nicht ausreichender Menge vorhandenen Dachlatten für den Bau würde die Preissteigerung sogar rund 300 Prozent betragen. 850 Euro werden da pro Kubikmeter an die Industrie gezahlt, so Höbarth, um gut 600 Euro mehr als noch vor einem Jahr. Der Waldbauer erhalte im Vergleich dazu aber für das Rundholz eben nur um 35 Euro mehr pro Kubikmeter. Die Kosten für Schlägerung, Geräte und Maschinen seien in den vergangenen Jahren aber ebenfalls gestiegen. Rechne man das alles, bleibe so gut wie kein Einkommen mehr übrig.
Überhaupt hat bei Holz in den letzten Jahren ein Preisverfall stattgefunden, sagt Christian Helmenstein vom Wirtschaftsinstitut Economica. Betrachte man es inflationsbereinigt, sei man jetzt bei den gleichen Preisen, wie vor 20 Jahren, obwohl deutlich mehr Holz beispielsweise im Bau verwendet werde. Die aktuellen Preissteigerungen, glaubt er, seien "ein temporäres Phänomen". Da aber die Nachfrage der Sägewerksbetriebe in den kommenden Monaten weiter steigen werde, "wird es zeitverzögert auch im Forst zu stärkeren Preissteigerungen kommen", prognostiziert Helmenstein.
Enorme Vermögens- und Ertragsverluste
Die Forstwirte hätten in den vergangenen Jahren durch Schadholz und Windwurf außerdem "enorme Vermögens- und Ertragsverluste hinnehmen müssen". Und die Rendite im Forst liege bei einem Prozent. Da sei es in Summe verständlich, "dass die Bauern der Meinung seien, dass die Preise nicht gut sind", und sich zum Teil überlegen, gar kein Holz aus dem Wald zu holen. "Wenn der Preis als nicht fair empfunden wird, wird das Geschäft nicht zustande kommen, und dann wird der Preis beim nächsten Mal ein höherer sein", ist Helmenstein überzeugt.
Astrid Jäger