Insider berichteten in den letzten zwei Wochen, "dass es verdächtig still geworden ist, rund um die Rettung des MAN-Werks in Steyr". Das wurde vielfach als Indiz gewertet, dass eine Entscheidung über die Rettung "nahe sein dürfte", denn im Hintergrund wurde freilich stets weiterverhandelt. Jetzt ist klar: Siegfried Wolf kauft mit seiner Gesellschaft WSA das Werk in Steyr, das MAN schließen will, nun doch.Laut einem Bericht der "Oberösterreichischen Nachrichten" wurden die Verträge bereits unterzeichnet.
Wolf bestätigt den Bericht auch der Kleinen Zeitung: "Es ist durch, die Gewinner sind die Mitarbeiter", sagt er am Telefon hörbar erleichtert. Auch der CEO von MAN, Andreas Tostmann, bestätigte in einem sozialen Netzwerk den Deal: "Das ist eine gute Nachricht: Für Steyr, für Oberösterreich, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort - und für MAN. Das Werk in Steyr bleibt erhalten!" Man werde vonseiten MAN nun "alles dafür tun, den Standort planvoll zu übergeben."
Porträt
Neue Fertigungen mit Marke "Steyr"
Konkret sieht der Plan nun folgendes vor: Wolf übernimmt das Unternehmen, produziert bis Anfang 2023 weiter im Auftrag von MAN LKWs und LKW-Komponenten und baut parallel dazu neue Fertigungen auf, von denen ab 2023 sieben neue Nutzfahrzeugtypen unter der Marke „Steyr“ für den Export auf den Weltmarkt vom Band laufen sollen.
Wolf betont, seine Zusagen aus dem "verbesserten Übernahme- und Sozialplankonzept" einzulösen: Es bleiben demnach 1250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und sämtliche Lehrlinge, derzeit 160, beschäftigt. "Zusätzlich können in einer mit dem Land Oberösterreich geschaffenen, zweckgebundenen offenen Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft weitere 150 Beschäftigte Arbeit finden."
Wie schon im Ursprungskonzept vorgesehen, kommt es zu einer "maximalen Lohnreduktion von minus 15 Prozent vom Nettobezug", wie betont wird. Insgesamt sei es so möglich, "zwei Drittel der bisher am Standort tätigen Stammbelegschaft zu halten". Damit könne der traditionelle Industriestandort mit seinen hoch qualifizierten Beschäftigten unter der wiederbelebten Marke Steyr einer erfolgreichen Zukunft entgegensehen.
Keine zweite Urabstimmung
Für mehr als 130 Beschäftigte soll es außerdem eine Altersteilzeitlösung geben. Rund 500 Jobs fallen dennoch weg, das "Abfindungspaket" im Sozialplan soll nun - entgegen dem ersten Angebot - aber etwas höher dotiert werden. Die Betroffenen sollen "nach dem deutschen Modell in der Nettoausgleichszahlung" gleichgestellt werden.
Der Kauf soll rückwirkend mit 1. Juni abgewickelt werden. Eine zweite Urabstimmung (wie im April) soll es diesmal nicht geben. Die Zustimmung erfolge gewissermaßen mit jeder Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag, Wolf gehe davon aus, dass die meisten das Angebot annehmen, berichten die Oberösterreichischen Nachrichten.
Politik erfreut
Die Rettung des MAN-Werkes in Steyr mit einer Übernahme durch den Investor Siegfried Wolf hat Donnerstagnachmittag allseits politische Freude ausgelöst. Entsprechende Stellungnahmen kamen von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP). Weiters von ÖVP-Mitgliedern der oberösterreichischen Landesregierung, von der SPÖ, Grünen, Neos, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung.
Kurz dankte allen Beteiligten, dass sich eine positive Lösung mit breiter Unterstützung abzeichne. "Jetzt gilt es positiv in die Zukunft zu blicken und den Standort langfristig durch Innovationen abzusichern." Schramböck bezeichnete die Übernahme durch Wolf als eine Lösung ganz im Sinne des Standortes. "Damit hat sich wieder einmal gezeigt, dass verfrühte Rufe nach uralt Rezepten wie Verstaatlichungen, nicht der Weisheit letzter Schluss sind."
Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) versicherten: "Das Angebot des Landes, im Bereich Forschung & Entwicklung Unterstützung zu leisten, bleibt natürlich weiterhin aufrecht". Denn um die Zukunftsfähigkeit des Werks in Steyr abzusichern, gelte es, den Standort auf die Transformation der Mobilität auszurichten, insbesondere in den Bereichen E-Mobilität und Wasserstoff.
Gewerkschaft: "Letztes Wort noch nicht gesprochen"
Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA sehen "mit den heutigen Ankündigungen von MAN und Siegfried Wolf einen ersten Schritt nach vorne". Dies ist nach den monatelangen und schwierigen Verhandlungen ein Erfolg für Betriebsrat und Belegschaft, wird in einer Aussendung unterstrichen. Aus Sicht der Gewerkschaft übernehme wolf "als neuer Eigentümer alle MAN-Verträge und damit auch alle Vereinbarungen". Das bedeute, "dass auch die bestehenden Verträge mit den ArbeitnehmerInnen weiterhin Gültigkeit haben". Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. „Es gibt bisher nur einen Deal von Wolf mit MAN. Es gibt aber noch keinen Deal mit den ArbeitnehmerInnen und den Gewerkschaften."