Es ist eine schöne, sanfte Gründungsgeschichte, die sich Lei Jun ausgedacht hat. "Xiaomi", erzählt der Chinese gerne, bedeute übersetzt "Hirse". Entschieden habe er sich 2010 für den "schau-mie" ausgesprochenen Namen, weil ihm eine buddhistische Weisheit durch den Kopf geisterte. Dieser zufolge könne ein winziges Korn so bedeutsam wie ein großer Berg sein. Detailverliebtheit als Unternehmensdogma, quasi.
So sanft die Herleitung des Namens, so aggressiv setzte Xiaomi in den letzten Jahren Expansionsschritte im Smartphone-Markt. Meist versehen mit besonders niedrigen Preisen und der hauseigenen Marke Redmi. Erklärt wird das von Unternehmensseite mit dem bewussten Hang zur Langsamkeit. Anstelle neueste Komponenten umgehend auf den Markt zu werfen, wartete man lieber, bis die Konkurrenz erste Produkte vorstellte und die Preise für neueste Speicher oder Prozessoren in Folge rasch nachgaben.
Eine Strategie, die sich bezahlt machte, in China und Indien wurde man so zum Marktführer. Mittlerweile spielen Xiaomi-Smartphones auch global eine große Rolle. Zudem baute der Konzern eine gigantische Internet-der-Dinge-Plattform auf und will zehn Milliarden US-Dollar in die Produktion von E-Autos stecken. Aber konzentrieren wir uns in dieser Geschichte erst einmal auf das Smartphone, Herzstück des Unternehmens, das 2018 als damals "weltweit wertvollstes Start-up" den Schritt an die Börse wagte.
Xiaomi bei 14, Apple bei 15 Prozent
Die Marktbeobachter von Canalys sahen Xiaomis weltweiten Smartphone-Anteil im ersten Quartal nun bei 14 Prozent (49 Millionen verschiffte Geräte) und damit nur knapp hinter Apple, das in diesem Zeitraum bei 15 Prozent (52,4 Millionen Smartphones) rangiert. Auch Gartner reiht Xiaomi zu Jahresbeginn bei den Verkäufen hinter Samsung und Apple auf Platz Drei. (Aktualisierung, 12.8.: Mittlerweile reiht Canalys Xiaomi für das zweite Quartal als Europas Nummer Eins und globale Nummer Zwei)
Dabei profitiert Xiaomi, seit 2017 werden Smartphones auch in Europa verkauft, in diesen Monaten vor allem von der Schwäche eines anderen chinesischen Smartphone-Produzenten: Schwer getroffen von US-Sanktionen, verliert Huawei nicht zuletzt wegen des notwendigen Verzichts auf Googles Betriebssystem Android sukzessive an Markteinfluss. In einigen Ländern führt das gar zu rasanten Verschiebungen. Entfielen etwa in Chile vor einem Jahr nur 2,4 Prozent der Smartphone-Käufe auf Xiaomi, lag der Marktanteil der Chinesen heuer zu Jahresbeginn bereits bei 15,5 Prozent.
Bei Xiaomi will man die Gunst der Stunde – überlagert scheinen erst einmal Diskussionen um die Datensammelwut des Konzerns – nutzen und jetzt auch im Premium-Segment Fuß fassen. Großer Hoffnungsträger des chinesischen Konzerns ist das Mi 11 Ultra. Seit Ende Mai wird das Gerät auch in Österreich verkauft.
Test: Größte Kamera der Smartphone-Historie
Im Test der Kleinen Zeitung weiß das Mi 11 Ultra prinzipiell zu überzeugen. Die Kamera, das ist schnell offensichtlich, ist dabei zentrales Element und Stärke sowie Schwäche des Geräts zugleich.
Das Modul, in dieser Ausprägung kennt man es von keinem anderen gängigen Smartphone, trägt im wahrsten Sinne des Wortes "dick auf" und macht das Mi 11 Ultra unhandlich und mit 234 Gramm vergleichsweise schwer. Dafür bietet die Kamera des 5G-tauglichen Geräts schier unendliche Einstellungsmöglichkeiten. Auch, weil "die" Kamera eigentlich drei Kameras sind. Neben der 50-Megapixel-Hauptkamera bietet das Mi 11 Ultra auch eine Tele- und eine Ultraweitwinkel-Kamera.
Was auch auffällt: Der Akku (5000 mAh) lädt sehr schnell, wird dabei aber rasch sehr heiß. Das Amoled-Display löst fein auf, ist ob der abgerundeten Enden allerdings manchmal kompliziert zu bedienen. Im Inneren des Mi 11 Ultra werkt dafür der superschnelle Qualcomm-Chip Snapdragon 888 einwandfrei.
Zu kaufen ist das – klar als Konkurrent von Samsungs Galaxy S21 Ultra positionierte – Smartphone in Österreich ab 1499 Euro. Als Betriebssystem ist das Miui 12 auf Basis von Android 11 mit an Bord.