Mit einem Produktionsvolumen von 8,03 Milliarden Euro lag die österreichische Holzindustrie im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent unter dem Wert von 2019. Ein Ergebnis, mit dem Herbert Jöbstl, der Obmann vom Fachverband der Holzindustrie in Österreich, angesichts der Coronakrise mehr als zufrieden ist. Es habe sich einmal mehr gezeigt, dass Holz als nachwachsender Rohstoff ein wesentliches Zukunftsprodukt sei, das Wirtschaft und Klimaschutz verbinde, erklärt er im Rahmen eines Pressegesprächs.
Die Holzindustrie allein zählt in Österreich 1266 Mitgliedsbetriebe mit 27.989 Beschäftigten. Der Außenhandelsüberschuss liegt bei 981 Millionen Euro, exportiert wurde im Wert von 5,6 Milliarden Euro, wobei 77 Prozent des Säge-Nadelschnittholzes in die Länder der EU gehen. Hauptexportländer sind Italien mit 46 Prozent und Deutschland mit 19 Prozent. Problematisch war die Situation im Frühjahr 2020 vor allem in Bezug auf den Markt in Italien. Viele Werke standen aufgrund der Pandemie still, die Auslieferungen stockten.
Schon im Spätsommer dann aber die Trendumkehr. Viele Österreicher haben die Zeit der Krise dazu genutzt, ihre Wohnungen zu sanieren oder Häuser zu bauen und umzubauen. Die Nachfrage nach Holz ist groß. Der Rohstoff ist zur Mangelware geworden, und die Preise sind in der Folge massiv nach oben geklettert. Bis zu 30 Prozent mehr erwirtschaftet beispielsweise die Sägeindustrie für ihre veredelten Produkte. Eine Preissteigerung aber, die bei den Waldbauern nicht ankommt, wie diese kritisieren. "Für den Preis, der gezahlt wird, hole ich kein Holz mehr aus dem Wald", erklärte erst vor einem Monat Forstwirt Andreas Irsa.
"Es wird wieder mehr Frischholz geliefert"
Auf die Frage, ob diese Kritik berechtigt ist, sagt Jöbstl, dass die niedrigen Rundholzpreise seit Jahren ein Thema seien, die Entwicklung in den vergangenen Monaten aber in eine andere Richtung gegangen sei. "Die Preissteigerungen sind definitiv im Forst angekommen. Die Kritik ist deshalb verstummt", so der Obmann des Fachverbandes der Holzindustrie. Dass die Bauern wieder in den Wald gehen, sehe man auch daran, dass wieder mehr Frischholz angeliefert werde.
Minus bei Gesamteinschlag
2020 sei der Gesamteinschlag um 11,1 Prozent auf 16,7 Millionen Erntefestmeter zurückgegangen. Wobei das Minus vor allem dem Schadholz zuzurechnen sei (-24 Prozent). Frischholz wurde um 10 Prozent mehr aus dem Wald geholt, als 2019. Insgesamt steigt die Schnittholzproduktion kontinuierlich. 2020 trotz Covid-Krise von 10,5 auf 10,6 Millionen Kubikmeter.
Mit einer Entspannung am Markt und damit einem Ende der Verzögerungen in den Lieferketten rechnet Jöbstl für Herbst 2021. Grundsätzlich sei die Entwicklung aber positiv zu sehen, so Christian Helmenstein vom Economica Institut. "Wir hatten bei Holz über Jahre ein Überangebot mit Preisverfall. Jetzt gibt es durch die Knappheit erstmals eine deutliche Preissteigerung."
Fachkräftemangel als Dauerthema
Ein Dauerthema seit Jahren ist auch in der Holzindustrie der Fachkräftemangel. "Wir müssen versuchen, die Jobs für junge Menschen attraktiv zu machen und ihnen auch eine Zukunftsperspektive bieten", sagt Jöbstl. Wichtig sei, dass die Branche bekannt und damit auf dem Radar der jungen Leute sei. Helmenstein spricht von insgesamt 114.981 direkt und indirekt Beschäftigten in der Holzwirtschaft in Österreich. Jeder 40ste Arbeitsplatz lasse sich auf die Holzwirtschaft zurückführen.
Astrid Jäger