Der Name Franz Peter Orasch taucht in Zusammenhang mit einem Investment in Kärnten zum ersten Mal im Mai 2014 auf. Um 97.400 Euro hat die Stadtgemeinde Völkermarkt damals ein Grundstück in Tainach an die Wiener WPR Projekt Entwicklungs GmbH verkauft. Geschäftsführer: Franz Peter Orasch (50). Auf dem Grundstück befindet sich heute die "Domäne Lilienberg". Der Bio-Weinbaubetrieb  und das gerade erst eröffnete Restaurant "Das Lilienberg" werden von Mirjam Orasch, der Ehefrau von Franz Peter Orasch geführt.

Die Domäne Lilienberg war das erste Projekt der Familie Orasch in Kärnten
Die Domäne Lilienberg war das erste Projekt der Familie Orasch in Kärnten © KK/Lilienberg.at

Mit dem Kauf in Tainach hat Orasch, der in Bad Eisenkappel aufgewachsen ist, ein Investment in seinem Heimatbezirk getätigt. Das Grundstück für die Entwicklung des Weingutes war aber erst der Beginn einer nicht endenden Immobilien-Einkaufstour in Kärnten. Ab 2015 standen dann vor allem Gebäude in Klagenfurt auf der Liste des Immobilienentwicklers, der mittlerweile über ein beachtliches Firmengeflecht verfügt, an dessen Spitze die 2001 gegründete Lilihill Capital Group steht, deren alleiniger Eigentümer wiederum Franz Peter Orasch ist. Und die laut eigenen Angaben über ein Bruttoimmobilienvermögen von 1,7 Milliarden Euro verfügt. Gelernt hat Orasch unter anderem bei einem der Erfolgreicheren in der Immobilienbranche: Milliardär René Benko und seiner Signa-Holding.

Das Firmengeflecht von Franz Peter Orasch
Das Firmengeflecht von Franz Peter Orasch © Firmencompass

Investments in Klagenfurt im Fokus

Eines der ersten Gebäude, das Orasch in Klagenfurt erworben hat, war das denkmalgeschützte Salzamt. Es stand schon zwei Jahre leer, als das ehemalige Hotel den Besitzer wechselte. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die zum Imperium von Franz Peter Orasch gehörenden Gesellschaften haben binnen weniger Monate auch das Hotel Moser Verdino sowie das KTZ-Gebäude am Viktringer Ring und  das gesamte "Quellehaus" am Heiligengeistplatz gekauft. Spätestens ab dem Zeitpunkt hat jeder den Immobilienentwickler gekannt.

Hotel statt Wirtschaftsuni am Viktringer Ring
Hotel statt Wirtschaftsuni am Viktringer Ring © Weichselbraun

Und die für die einzelnen Gebäude präsentierten Umbau- und Nutzungspläne waren ambitioniert. Zwei der vier Projekte sind tatsächlich schon umgesetzt. Das Moser Verdino ist wie angekündigt ein Hotel geblieben. Rund 23 Millionen Euro wurden investiert. Am Dach findet sich jetzt eine "Sky Bar". Zur Gänze abgerissen wurde das ehemalige KTZ-Gebäude. Die von Orasch angekündigte Wirtschaftsuni samt Studentenheim und das Zentrum für junge Unternehmer finden sich dort allerdings nicht. Stattdessen das Hotel Ibis Styles und eine Versicherung.

Umsetzung und Kritik

Den Weg für die Revitalisierung des Salzamtes hat der Klagenfurter Gemeinderat im Vorjahr geebnet. Im angrenzenden stadteigenen Gebäude am Neuen Platz wurde der Lilihill Gruppe ein 50-jähriges Baurecht eingeräumt, was für heftige Kritik gesorgt hat. Die beiden Gebäude werden verbunden, eine Markthalle zum Essen und Einkaufen soll entstehen. Und ab Herbst 2021 soll um 36,5 Millionen Euro das Woolworth-Gebäude auf dem Klagenfurter Heiligengeistplatz saniert werden. Geschäfte, Fitnesscenter und Ärzte werden hier unter anderem einziehen.

So soll das "Holly" am Heiligengeistplatz in Klagenfurt nach dem Umbau aussehen
So soll das "Holly" am Heiligengeistplatz in Klagenfurt nach dem Umbau aussehen © KK/Lilihill

Die Immobilie aber, die seit zwei Jahren für das größte Aufsehen sorgt, ist der Flughafen Klagenfurt. Die Lilihill-Gruppe hat 2018 74,9 Prozent der Airport-Anteile von Land Kärnten und Stadt Klagenfurt erworben. 2019 sind dann die hochfliegenden Pläne für den "Bau des modernsten Flughafens Europas" präsentiert worden. 260 Millionen Euro sollten investiert werden. Umgesetzt wurde bisher allerdings nichts. Der Flughafen ist im Sink- anstatt im Steigflug. Die Coronakrise muss als Argument herhalten.

Am Lilihill-Flughafen in Klagenfurt ist es derzeit eher beschaulich
Am Lilihill-Flughafen in Klagenfurt ist es derzeit eher beschaulich © Weichselbraun

Der einzige Charterflug bisher in diesem Jahr, der wöchentlich 60 Passagiere auf die griechische Insel Skiathos bringt, wird gefeiert als wäre es eine Anbindung an einen Hub wie Frankfurt. Und obwohl bisher nichts von den präsentierten Plänen umgesetzt wurde, will Orasch seine Anteile um 15 Prozent aufstocken. Die Verhandlungen darüber mit dem Land laufen seit eineinhalb Jahren. Es gibt viele kritische Stimmen. Man fürchtet, dass es dem Immobilienentwickler Orasch vor allem um  die Grundstücke am Flughafen und weniger um den Flughafen und dessen Zukunft geht. Der Flughafen dümpelt einstweilen unter der Wahrnehmungsgrenze vor sich hin. Und der zuständige Beteiligungsreferent Martin Gruber sieht die Forderungen des Landes für einen Verkauf weiterer Anteile zu Recht nicht erfüllt. Er hat deshalb ein Ultimatum gesetzt und drängt auf Investitionen.

Klopeiner See, Keutschacher See und Villach

Abseits von Klagenfurt hat die Lilihill-Gruppe ihre Einkaufstour eher unbemerkt am Klopeiner See und am  Keutschacher See weiter fortgesetzt. Die See-Chalets von Heinz Anton Marolt am Klopeiner See gehören seit 2019 Lilihill, ebenso das dazugehörende Seegrundstück sowie weitere Grundstücke in Seenähe und die ehemalige Disco "Rondo". Konkrete Projekte hierzu wurden bisher aber nicht präsentiert. Ein Thermenprojekt war im Gespräch. In Keutschach wird ein Wohnbauprojekt mit Blick auf den See verwirklicht, und auch in Villach ist Orasch aktiv. Rund um die Peraustraße hat seine Gesellschaft Flächen im Ausmaß von rund 6000 Quadratmetern erworben – mit Blick auf die Drau.