Letztlich ist der Druck zu groß geworden: ÖBAG-Chef Thomas Schmid gibt nach lang anhaltender Kritik auf und tritt mit sofortiger Wirkung ab. ÖBAG-Direktorin Christine Catasta wurde bereits als Interimsvorstand bestellt. Diese Vertretung ist vorübergehend, sie werde sich im laufenden Prozess der Vorstandssuche nicht bewerben, wird betont. Christine Catasta war bis 2020 Chefin von der Beratungsfirma PwC Österreich und ist seit Oktober 2020 die für die Beteiligungsgesellschaften verantwortliche Direktorin der ÖBAG.
Die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG, vormals ÖIAG bzw. ÖBIB) verwaltet die Anteile des Staates an heimischen Großkonzernen, die ehemals im vollständigen Staatsbesitz waren. Die größten sind die nunmehr börsenotierte OMV, Telekom Austria, Post und Verbund sowie die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und sechs weitere Unternehmen. Damit verwaltet die ÖBAG unter der politischen Zuständigkeit von Finanzminister Gernot Blümel rund 26 Milliarden Euro an Staatsvermögen.
Eines der wertvollsten Assets der ÖBAG ist die OMV, die derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 14,2 Milliarden Euro hat. Der Staatsanteil von 31,50 Prozent, den die ÖBAG verwaltet, ist damit mehr als 4,4 Milliarden Euro wert. Schmid war in der OMV bisher Vize-Aufsichtsratspräsident (Präsident ist Mark Garrett). Beim Verbund mit einer Marktkapitalisierung von 10,5 Milliarden Euro war Schmid Chef des Aufsichtsrates. Vorsitzende des Aufsichtsrates der Telekom und der Post AG ist Edith Hlawati. Im Hauptberuf ist sie Senior Partnerin von Cerha Hempel Rechtsanwälte.
Erstmals Frau an der Spitze
Mit Christine Catasta hat die Staatsholding ÖBAG erstmals eine Frau an ihrer Spitze - wenn auch nach dem vorzeitigen Abgang von Thomas Schmid nur interimistisch. Bisher war die 1958 geborene, verheiratete zweifache Mutter ÖBAG-Direktorin. Zuvor war sie von 1982 bis 2020 bei PwC Österreich, hier zuletzt ab 2018 Chefin, bis sie vor knapp einen Jahr altersbedingt in Pension ging.
Erst seit vorigen Oktober ist Catasta ÖBAG-Direktorin. Als Prokuristin und Leiterin des Beteiligungsmanagements wurde sie Schmid, den sie nun interimistisch ablöst, zur Seite gestellt und zog in Aufsichtsräte von Beteiligungsfirmen ein, um die Interessen der Republik zu vertreten. Auch Digitalisierungsfachmann Maximilian Schnödel wurde zu diesem Zeitpunkt weiterer Prokurist. Vorher war der ÖVP-nahe Bernhard Perner Prokurist, dieser wurde aber Monate zuvor Chef der staatlichen Coronahilfsagentur COFAG.
Die beeidete österreichische Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin absolvierte von 1981 bis 1986 ein Diplom- und Doktoratsstudium an der WU Wien. Ihr Spezialgebiet war Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung.
Catasta ist Abseits ihrer ÖBAG-Funktion derzeit in den Aufsichtsräten der Erste Bank und Sparkasse, der Verbund, der Casinos Austria und der Austrian Airlines. Vorstandsmitglied ist sie bei der Österreichischen Luftverkehrs-Privatstiftung (ÖLP). Zudem ist sie Mitglied des Instituts österreichischer Wirtschaftsprüfer, im Fachsenat für Betriebswirtschaft und Organisation der Kammer der Wirtschaftstreuhänder und auch der Professional Ethics and Competences Working Party of Accountancy Europe in Brüssel. Dazu kommt noch die Tätigkeit als Präsidentin der Association of Corporate Growth und jene als Beirätin bei Leitbetriebe Austria. Unter weiteren Funktionen ist sie etwa Vorstandsmitglied beim Rotary Club Wien-Belvedere.
Als Kenntnisse gibt Catasta auf der Karriereplattform Linkedin Unternehmensstrategie sowie -beratung und Managementberatung an. Unter den "Interessen" finden sich unter dem Punkt "Influencer:innen" Bundeskanzler Sebastian Kurz und AUA-Chef Alexis von Hoensbroech.
Personalberater Egon Zehnder sucht neuen Chef
Was bereits feststeht: Der Personalberater Egon Zehnder macht sich auf die Suche nach einem Nachfolger für den Schmid. Dies teilte die Staatsholding Ende der Vorwoche mit. "Der Nominierungsausschuss der ÖBAG unter dem Vorsitzenden Helmut Kern hat in einem transparenten, offenen und kompetitiven Verfahren, Egon Zehnder Gesellschaft m.b.H, als begleitenden Personalberater für die ÖBAG-Vorstandssuche beauftragt", teilte der ÖBAG-Aufsichtsrat mit. Nach Erarbeitung der Anforderungskriterien für den neuen ÖBAG-Chef werde die Stellenausschreibung Mitte Juni veröffentlicht.