Ehe für alle, Umweltschutz, Tierschutz, Flüchtlingspolitik, Nachhaltigkeit, Frieden. Diese Themen sind Teil des Engagements nicht etwa eines Sozialunternehmens, sondern eines Speiseeis-Produzenten: „Mit jedem Löffel die Welt zum Besseren verändern“ lautet das Motto von Ben & Jerry’s. Die US-Marke, die seit 2000 zum Unilever-Konzern gehört und seit 2009 in Österreich am Markt ist, steht damit beispielhaft für einen Umbruch am Speiseeismarkt.

Kultmarke Ben & Jerry's
Kultmarke Ben & Jerry's © Unilver/KK

Eisschlecken wird aufgeladen mit den „neuen“ Werten Qualität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Sie sind die Treiber, die den Eismarkt im Lebensmittelhandel wachsen lassen: 2020 legte er in Österreich laut AC Nielsen um knapp 14 Prozent zu. Das entspricht einem Marktvolumen von 225 Millionen Euro. Nicht eingeschlossen die privaten Eisdielen, inklusive derer der Markt wohl dreistellig ist.

Gunnar Widhalm (Unilever)
Gunnar Widhalm (Unilever) © Unilever/KK


Wegen Corona hatte sich die Saison 2020 bis weit in den Herbst ausgedehnt: Man schleckt auf der Couch und will mit dem Eisgenuss nicht nur sich selbst etwas Gutes tun. „Der bewusste Genuss rückt ebenso in den Vordergrund wie Sharing and Bonding, also Teilen und Verbinden“, sagt Gunnar Widhalm, Food-Manager beim Marktführer Unilever Austria, der 2020 stärker gewachsen ist als der Markt. Und: „Transparenz wird den Konsumenten immer wichtiger. Sie wollen wissen, was drin steckt.“

Ohne schlechtes Gewissen

Ein Großteil des Wachstums beruht darauf, dass Marken gesündere oder vegane Optionen ausbauen. „Konsumenten entdecken, dass Eis eine Möglichkeit ist, sich zu verwöhnen, ohne sich schuldig zu fühlen“, sagt Cecile Gauriau vom Eishersteller Chaucer Food. Das funktioniert: Immerhin werden rund 60 Prozent der Kaufentscheidungen von Speiseeis im Lebensmittelhandel spontan und unmittelbar vor dem Regal getroffen.

Kakao und Vanille aus zertifizierem Anbau

Ben & Jerry’s, dessen Becher nur noch maximal fünf Prozent Plastik enthalten und im Altpapier recycelt werden können, legte im Vorjahr in Österreich laut Widhalm um 40 Prozent zu. Veganes Speiseeis, das freilich so schmecken soll wie eines aus Milch, macht einen wachsenden Anteil an den weltweiten Markteinführungen aus. Das vegane Magnum-Eis machte in Österreich 2020 gegenüber 2019 ein Plus von 200 Prozent. Der Kakao für die Magnum-Schokolade sowie Vanillearoma und -extrakt stammen ausschließlich aus Rainforest-Alliance-zertifiziertem Anbau.

Die Magnum-Eisstiele sind aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Die Magnum-Eisstiele sind aus nachhaltiger Forstwirtschaft. © Unilever/KK

Alle für Magnum verwendeten Eisstiele sind aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Gemäß dem Motto „Jeder Tag ohne Genuss ist ein verlorener Tag“ lädt die Premium-Marke an diesem Donnerstag, den 10. Juni, zu einem virtuellen Konzert von Miley Cyrus. Und benennt auch gleich eine Kampagne mit ihr: „Miley in Layers“. Der englische Begriff für Schichten soll auf die Vielschichtigkeit von Genuss hindeuten.

Die neue Marke Likkies wird laut Hersteller ohne chemische Verarbeitung hergestellt
Die neue Marke Likkies wird laut Hersteller ohne chemische Verarbeitung hergestellt © Unilever/KK

Mit der Marke Likkies führte Unilever das erste Eis am Stiel aus 100 Prozent natürlichen Zutaten und „ohne chemische Verarbeitung“ ein, das außerdem mit 100 Prozent Ökostrom hergestellt werde.
Die Sorte Solero schlägt einen Weg in Richtung Bio ein. Becher und Deckel von Cremissimo-Verpackungen sind zu 100 Prozent recyclebar.

Kritik von Umweltschützern und Bauernbund

Klingt das alles zu gut, um wahr zu sein? Gegen Ben & Jerry's soll 2019 Klage eingereicht worden sein - von einem Umweltaktivisten. Und dem Österreichishen Bauernbund stößt es sauer auf, dass fürs Eis immer öfter Kokosfett statt Milch verwendet wird. Das ist zwar vegan, hat allerdings viel CO2 im Gepäck.