Seit Dienstag ist Lisa Weddig (37) neue Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW). Von der viel zitierten „Schlangengrube“ dort habe sie nichts bemerkt: „Ich bin ein offener Typ, keiner für Schlangengruben.“ Die frühere TUI-Österreich-Chefin ist „erstaunt, wie ähnlich sich diese zwei Tätigkeiten sind“. Zur Frage der künftigen budgetären Dotierung – aktuell kommt die Österreich Werbung auf 50 Millionen Euro im Jahr – meint sie, dieses sei „Verhandlungssache“. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) erklärt: „Das, was es für die Österreich Werbung braucht, wird es auch geben. Der Tourismus ist eine Überlebensfrage für uns.“

"Egoismen überwinden"

Die vielen Mitspieler im Tourismusmarketing spiegelten die Vielfalt des Tourismus in Österreich wider, der eben kleinteilig sei, meint Köstinger: Es gelte aber, „Egoismen zu überwinden“. Weddig sieht „ein Miteinander“. Unabgestimmtes Auftreten gelte es aber zu verhindern: „Wir müssen die Vielstimmigkeit im Tourismus stärker kanalisieren.“

"Größte Kampagne, die wir je machten"

Heuer konzentriert die Österreich Werbung „die größte Kampagne, die wir je gemacht haben“ (Weddig) auf sieben Märkte: Für Deutschland, Holland, Schweiz, Belgien, Tschechien, Polen und Ungarn werden 17 Millionen Euro lockergemacht. Aktuell sind bereits 90 Prozent der Tourismusbetriebe geöffnet, im August schon jetzt 70 Prozent der Betten ausgebucht – viel mehr als sonst.

Ab kommendem Herbst sollen vermehrt Touristen aus den USA nach Österreich kommen, asiatische Reisende werden ab Sommer 2022 erwartet. Solange es keine Reisefreiheit gebe, seien große Werbeaktivitäten in Asien sinnlos. „Wir wollen aber die Ersten sein, wenn es dort wieder losgeht“, so Weddig.

Weniger rosig schaut es für Städte aus

Während das Natur-Thema bei Österreich-Urlaubern zieht, schaut es für die Städtehotellerie weniger rosig aus. „Wir brauchen die Balance aus Bergen, Seen, aber auch Städten. Daher wollen wir jetzt stark den Städtetourismus kommunizieren und auch die Tagungs- und Konferenzbranche unterstützen, um bereit zu sein, wenn es wieder losgeht“, sagt Weddig.

"Wir wollen Sicherheit zeigen"

Dass südliche Nachbarländer, anders als Österreich, die 3-G-Regeln weder in Hotellerie noch Gastronomie kennen, sieht Köstinger keineswegs als Nachteil: „Im Gegenteil. Wir müssen damit rechnen, dass Mutationen kommen. Wir wollen als Urlaubsland Sicherheit zeigen.“ Die 3-G-Regel werde uns noch länger begleiten. Köstinger: „Sie ist der Schlüssel für uns, um es über den Herbst und Winter zu schaffen.“

Härtere Gangart am Arbeitsmarkt

Erst einmal den Sommer bewältigen müssen Betriebe, denen Personal fehlt. Köstinger kündigt eine härtere Gangart an: „Wir haben ein riesengroßes Problem. Wir kriegen die Menschen sehr schwer in Beschäftigung und werden an vielen Schrauben drehen müssen.“ Man werde jede potenzielle Arbeitskraft motivieren müssen, Arbeitsstellen anzunehmen. Mit Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) erarbeite man derzeit an einer „Strategie für den touristischen Arbeitsmarkt“.