Jetzt ist es fix: Alfred Stern (56) wird ab 1. September neuer Vorstandschef der OMV. Der gebürtige Steirer folgt damit Rainer Seele nach, der mit 31. August vorzeitig, aber einvernehmlich, aus dem Vorstand ausscheiden wird. Diese Entscheidung wurde der Kleinen Zeitung am Dienstagabend nach einer mehrstündigen Aufsichtsratssitzung bestätigt.
Stern habe die Bestellung angenommen, diese erfolge für die Dauer von drei Jahren mit einer Verlängerungsoption um weitere zwei Jahre (vorbehaltlich der beidseitigen Zustimmung), wird mitgeteilt.
"Beginn einer großen Transformation"
OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett stellt in einer Aussendung am Abend klar: "Die OMV steht am Beginn einer großen Transformation in Richtung Chemie und Kreislaufwirtschaft." Stern sei "mit seiner Fachkompetenz und internationalen Managementerfahrung sowie Erfahrung als CEO in der chemischen Industrie die ideale Besetzung".
"Werden die Dekarbonisierung weiter vorantreiben"
Stern wiederum versprach, "wir werden die Dekarbonisierung unseres Geschäfts weiter vorantreiben und diese Veränderungen über das gesamte Produktportfolio hinweg einschließlich der Kreislaufwirtschaft aktiv nutzen, um weiterhin profitabel und nachhaltig erfolgreich zu wachsen." Die Energiewende werde wohl alle Märkte und Sparten verändern, wenn auch jeweils unterschiedlich.
Stern war erst mit 1. April 2021 in den OMV-Vorstand eingezogen. Er war für den Bereich Chemicals & Materials verantwortlich und davor Chef der OMV-Chemie-Tochter Borealis. Ihm wird ein "besonnener, sachlicher Führungsstil" attestiert. Der Wechsel in den OMV-Vorstand war erfolgt, nachdem die Mutter den Anteil an ihrer Chemietochter von 36 auf 75 Prozent aufgestockt hatte. Parallel dazu hatte OMV-Chef Seele die Strategie angepasst und als Ziel ausgegeben, dass das Wachstum künftig aus dem Chemiebereich kommen werde.
Mit Stern hat die OMV - übrigens erst seit ein paar Wochen - einen Vorstand, der exakt als Person für das steht, was Seele immer als die Zukunft des Konzerns im Chemiegeschäft dargestellt hat. Es war immerhin genau dieser Alfred Stern, der die Chemietochter Borealis, die üblicherweise beste Beiträge zum OMV-Ergebnis liefert, so auf die Erfolgsspur gebracht hat. Der Top-Manager ist zudem erst so kurz in der OMV, dass er in den tiefen Konzerngräben, die sich zuletzt aufgetan haben, bisher nicht allzu viele Fußabdrücke hinterlassen musste.
Auch Personell ist das Borealis-Management nun in der OMV stark vertreten. Neben Stern wird im sechsköpfigen OMV-Vorstand Ex-Borealis-Vorstand Martijn van Koten (51) spätestens ab 1. Juli den Raffinerie-Bereich der OMV leiten. Und Aufsichtsratschef Mark Garrett ist ebenfalls ein ehemaliger Borealis-Chef.
Claudia Haase