Österreich ist im Sport Europameister. Und das ist nicht sportlich gemeint. Vielmehr geht es um die Wertschöpfung und den Anteil am Bruttoinlandsprodukt. „Unmittelbar und mittelbar ist der Sport in Österreich für 5,75 Prozent der Wertschöpfung verantwortlich. Damit liegt der Beitrag des Sports beispielsweise doppelt so hoch wie der Beitrag der Finanzdienstleister oder sechsmal so hoch wie jener der Landwirtschaft“, sagt Anna Kleissner, Geschäftsführerin des Instituts für Sportökonomie SportsEconAustria.
Kleissners Rechnung basiert auf der sogenannten Vilnius-Definition, die EU-weit harmonisiert ist. Eingerechnet werden hier freilich nicht nur die Tätigkeit der Vereine und der Betrieb von Sportanlagen, sondern auch alle anderen Wirtschaftsbereiche, die mit dem Sport verbunden sind.
Sportartikelproduktion zum Beispiel, Sportartikelhandel, die Bauwirtschaft, das Gesundheitswesen, Medien und Sporttourismus. Beherbergung und Gastronomie sind es in Österreich vor allem, die mit 3,9 Milliarden Euro Wertschöpfung stark vom Sport profitieren.
Insgesamt dürfte der Sport in Österreich ein Wertschöpfungspotenzial von mehr als sieben Milliarden Euro haben. „Direkt und indirekt sind 300.000 Arbeitsplätze damit verbunden. Das sind sieben Prozent aller Erwerbstätigen“, sagt Kleissner.
Im Coronajahr 2020 gehörte der Sport freilich zu den Verlierern. Sportlich und ökonomisch. Kein Wintertourismus, Fitnesscenter geschlossen. Als Erstes durfte der Fußball durch die Geisterspiele wieder stattfinden. Damit hat die Krise die Fußball-Dominanz verstärkt. Die dadurch entstandene verstärkte Aufmerksamkeit kam den Fußballvereinen in Form von höheren Werbewerten zugute.
Und auch die Fußball-Europameisterschaft, die am 11. Juni beginnt, bringt teils beachtliche Effekte im Bereich von Investitionen, Beschäftigung und Tourismus. Und natürlich auch für die Getränkeproduzenten. Bier und Fußball passen zusammen, da sind sich der Geschäftsführer der Kärntner Privatbrauerei Hirt, Niki Riegler, und der Chef der Brauerei Murau, Josef Rieberer, einig. Weshalb man bei einem Großevent wie der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft jedenfalls mehr Absatz verzeichne, als in einem normalen Juni.
Um rund zehn Prozent mehr wird bei Hirter umgesetzt. „Wichtig war auf jeden Fall, dass die Sperrstunde nach hinten verlegt wurde. So kann man auch nach dem Spiel noch gemütlich bei einem Getränk zusammensitzen“, sagt Riegler.
Zwischen Gastgarten und Grillerei zu Hause
Er glaubt, dass sich der Konsum insgesamt unabhängig von Corona wie sonst auch auf Gastronomie und Heimkonsum verteilen wird, und dass die Gastronomie gleich viel ordern wird, wie bei einem solchen Event in den Jahren vor Corona. Bei Murauer wiederum ist man „selber neugierig, wie sich der Bierkonsum zwischen Gastgarten und der Grillerei zu Hause aufteilen wird“. Gewinner sind die Bierproduzenten bei einem solchen sportlichen Großereignis jedenfalls.
„EM ist, wo du bist!“ So lautet das Kampagnenmotto des Elektronikhändlers MediaMarkt zum Fußball-Highlight des Jahres. Dementsprechend erhofft sich der Elektronikriese auch ein Geschäft rund um dieses Ereignis. „Traditionell registrieren wir bei unseren Kunden rund um Sportgroßereignisse ein erhöhtes Interesse an der passenden Technik und neuen Produkten. Dies gilt auch für die bevorstehende EM“, heißt es seitens des Unternehmens.
Trend in Richtung großformatiger Geräte
Und im Hinblick auf die Fußball-EM zeige sich das vor allem im TV-Bereich, wo „sich schon seit einiger Zeit ein Trend in Richtung großformatiger Geräte abzeichnet“. Stark nachgefragt werde auch das passende Equipment für das optimale Sounderlebnis.
Viele Fans werden die Spiele heuer bedingt durch die Pandemie zu Hause im Wohnzimmer, auf der Terrasse oder im Garten verfolgen, ist man bei MediaMarkt überzeugt. Abgesehen von Fernsehern würden auch Beamer zum Einsatz kommen – beziehungsweise, wenn man unterwegs ist, Tablets und Smartphones, um bei den Matches mitfiebern zu können.