Der Rechtsanwalt der Belegschaftsvertretung von MAN Steyr, Hannes Jarolim, weist in einem Brief an VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch darauf hin, dass es neben Siegfried Wolf und seiner WSA Beteiligungs GmbH noch drei weitere Interessenten für den von der Schließung bedrohten MAN-Standort Steyr gibt. Öffentlich bekannt war bisher nur ein Konsortium rund um den Unternehmer Karl Egger (KeKelit).
Er werde auch die Politik von der Korrespondenz mit Pötsch, die der APA vorliegt, informieren, so Jarolim. Er hoffe, dass mit Pötschs Unterstützung "eine Lösung gefunden werden kann, die der Verbundenheit unseres Landes mit der VW-Gruppe entspricht. Angesichts mehrerer qualifizierter Bewerber sollte das bei gutem Willen möglich sein".
Jarolim hatte sich vor gut zwei Wochen an den Aufsichtsrat der Konzernmutter VW in Wolfsburg gewandt. Darin zeigte er sich erstaunt, dass MAN glaube "mit vollendeten Tatsachen abseits der bestehenden Rechtslage 'Überzeugungsarbeit' leisten zu können", und bekräftigte die Rechtsposition der Belegschaftsvertretung, wonach laut Gutachten der bestehende Standortsicherungsvertrag bis 2030 nicht einfach einseitig "storniert" werden könne.
Für Alternativen offen
Pötsch pochte in seine Antwort darauf, dass - nachdem die Belegschaft das Wolf-Konzept abgelehnt hat - die "einzige aktuell realistische Alternative zur Betriebsschließung leider nicht umgesetzt" werden könne und der MAN-Vorstand "gezwungen ist", das Werk zuzusperren. Er betonte jedoch, dass der Vorstand "weiterhin grundsätzlich alternativen Zukunftskonzepten für den Sandort Steyr offen gegenübersteht".
In der Fortsetzung des Briefwechsels informierte Jarolim Pötsch, dass neben dem "Aufsichtsrat der Porsche SE, Prof. Wolf" - Pötsch ist bei Porsche SE Vorstandsvorsitzender - "noch drei weitere einschlägige Unternehmen ihr Interesse an einem Erwerb bzw. der Fortführung des Standortes angemeldet haben. Es wird davon ausgegangen, dass diesbezügliche Gespräche auf Unternehmensseite bereits begonnen haben."
Start-up und Unternehmensberater
Ex-SPÖ-Minister und jetziger Leiter der Abteilung Sozialpolitik der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Alois Stöger, der für die MAN-Belegschaftsvertretung Interessenten sichtet, nannte gegenüber der APA zwar nicht die Namen der neuen Interessenten, konkretisierte aber: Bei einem handle es sich um ein Start-up aus dem Bereich der Elektromobilität, das "nicht uninteressant klingt". Der andere mögliche Mitbewerber sei ein Unternehmensberater, der im Hintergrund mit Firmen, unter denen auch "MAN-Konkurrenten sein können", ein Konzept erarbeitet. Daher sei eine Namensnennung nicht gewünscht.
Wie auch beim Plan des Green-Mobility-Konsortiums würden bei den beiden Alternativen ebenfalls "mehr Arbeitsplätze erhalten bleiben wie bei Wolf", so Stöger weiter. Der Ex-Magna-Chef hatte nach der Ablehnung der Belegschaft zur Übernahme sein Angebot zuletzt nachgebessert. Wolf stellte in Aussicht, dass von der MAN-Stammbelegschaft mit gut 1.900 Beschäftigten statt 1.250 doch 1.400 übernommen werden könnten.
Die neuen Interessenten würden ebenso an einem Industrie-Konzept arbeiten, ergänzte Stöger noch. Für ihn seien daher alle drei Interessenten "ernsthafte Alternativen", er habe ihnen bereits einen Kontakt zum MAN-Konzern vermittelt.