Die Industrie in Österreich boomt wie schon lange nicht. Ohne die Lieferengpässe und die damit verbundenen Preisaufschläge würde der Boom wohl sogar noch stärker ausfallen. Nach dem Rekord im April stieg der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex im Mai mit 66,4 Punkten erneut auf ein Allzeithoch. Das rasch steigende Neugeschäft führte zur stärksten Produktionsauswertung seit Erhebungsbeginn 1998, teilte das Geldinstitut am Donnerstag mit.
Negative Seiten des Rekordwachstums
Im Lichte des stark von Nachfrageimpulsen aus dem asiatischen Raum und den USA geprägten Aufschwungs, der in ganz Europa die Erholung der Industrie beflügelt, würden sich jedoch immer stärker auch die Schattenseiten dieser Rekordwachstumsphase zeigen. "Die Bedingungen auf der Angebotsseite verschlechterten sich", schilderte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Drastische Verlängerungen der Auslieferzeiten
"Lieferverzögerungen in der Beschaffung bedingt durch Engpässe bei Vormaterialien, Komponenten und Rohstoffen sowie Logistikprobleme durch fehlende Frachtkapazitäten verhinderten die Anpassung der Produktionskapazitäten an die dynamische Nachfrage und führten zu einer weiteren drastischen Verlängerung der Auslieferzeiten", so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Die Volkswirte sprechen von einer "Kostenexplosion" bei vielen Vormaterialen.
Der Industrieboom schafft derzeit auch viele neue Jobs. Die Bank Austria stellt in ihrer Konjunkturerhebung den stärksten Beschäftigungsaufbau seit drei Jahren fest. Bruckbauer und Pudschedl erwarten weiter ein kräftiges Wachstum auch in den kommenden Monaten. Österreichs Industrie werde bereits heuer das Niveau von 2019 erreichen und damit die Coronakrise 2020 hinter sich gelassen haben, so die Prognose.