Das Schicksal des MAN-Standortes in Steyr ist aktuell die Causa prima der österreichischen Fahrzeugindustrie. Der Konzern geht, wie er hartnäckig betont, „in Richtung Schließung“. Am Mittwoch wurde wieder über den Sozialplan verhandelt. Indes ist Investor Siegfried Wolf nach wie vor an der Übernahme interessiert.
Zur Zukunft des Standortes hat Günther Apfalter, Präsident von Magna Europa und Asien, eine klare Meinung. „Mit den Konzepten, die zur Diskussion stehen, kann der Standort wettbewerbsfähig fortgeführt werden“, sagt der Manager, der 1982 dort seine Diplomarbeit verfasst hat. Letztlich gehe es um die Wettbewerbsfähigkeit. Apfalter betont: „In Steyr muss ein Kostenschnitt gemacht werden, denn der Wettbewerb auf dem Lkw-Markt ist schärfer als auf dem Pkw-Markt. Und es muss ein Produkt in das Werk, das auf die Fertigungsanlagen passt.“
"Sind keine Ökosünder"
Steyr und auch der globale Chipmangel sind nicht die einzigen Baustellen der Branche. Mit Apfalter, IV-Präsident Georg Knill, AVL-List-Chef Helmut List und Miba-Boss Peter Mitterbauer sorgen sich Industrie-Schwergewichte ganz generell um den Standort Österreich. Wenn sie ein „klares Bekenntnis der Politik für den Stellenwert, die Innovationskraft und die ökologischen Leistungen der Fahrzeugindustrie“ fordern, geht es um Rahmenbedingungen und um regulatorische Belastungen.
Konkret störe das Bild der Branche als Ökosünder. „Uns so hinzustellen, ist volkswirtschaftlich verantwortungslos. Wir sind nicht Bremser, sondern Treiber der Innovation“, sagt der IV-Chef. Die österreichische Auto- und Zulieferindustrie mit 355.000 Beschäftigten sei ein Anker für Stabilität und Beschäftigung.
Als Bremse empfindet Apfalter aber die Abgabenlast im Land. „Die Fahrzeugindustrie ist weltweit tätig und trifft Standortentscheidungen zutiefst rational“, warnt er.
Ein weiteres Akutproblem ist der Fachkräftemangel – verschärft durch das „öffentliche Schlechtreden“ des Autos, wie IV-Vize Mitterbauer beklagt. „Das spüren wir auf allen Ebenen. Junge Menschen der klassischen Studienrichtungen halten sich von der Fahrzeugbranche zusehends fern.“ Hier müsse man gegensteuern, in einem am Mittwoch präsentierten Positionspapier pocht die IV auf eine verstärkte Berufsorientierung bereits in Schulen.
Schließlich fordert die Industrie von der Politik auch „Technologieoffenheit“ im Hinblick auf Fahrzeug-Antriebssysteme. „Der Verkehr wird noch viele Jahre fossile Energie nützen – leider, muss ich sagen“, stellt List klar. Das Ziel müsse lauten, eine möglichst hohe Effizienz zu schaffen. List weiter: „Wann und ob sich in Richtung Klimafreundlichkeit eine Antriebstechnologie durchsetzen wird, ist aus heutiger Sicht offen.“
List für Technologiemix
List verweist auf die hohe Forschungstätigkeit der Mobilitätsindustrie und warnt vor einer zu frühen Festlegung auf eine Technologie. Das, so List, könnte Österreich Wertschöpfung kosten. „Wir plädieren für einen ausgewogenen Mix bei Antriebstechnologien.“ Um die Klimaziele zu erreichen, solle man sich „die Stärken der verschiedenen Systeme zunutze machen.“
Die Ankündigung mehrerer Autokonzerne, Verbrennungsmotoren aus dem Programm zu nehmen, relativierte Apfalter. Denn davon ausgenommen seien Hybridautos, die neben dem Elektroantrieb auch einen Verbrennungsmotor haben. Wichtig sei es, die Gesamtenergiebilanz über die Nutzungsdauer zu betrachten.