Die EZB sollte nach den Worten ihres Ratsmitglieds Olli Rehn der US-Notenbank folgen und eine Überschreitung ihres Inflationsziels in Kauf nehmen. Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt der Eurozone und der Weltwirtschaft hätten den von der Lohninflation kommenden Druck abgeschwächt.
Das sagte der finnische Notenbankchef der "Financial Times". Dies bedeutete, dass "die Wirtschaft mit einem niedrigeren Niveau der Arbeitslosigkeit zurechtkommen kann ... ohne rasante Inflation".
"Wenn dies der Fall ist, ist es aus Sicht des wirtschaftlichen und sozialen Wohlergehens sinnvoll, eine gewisse Zeit des Überschießens (der Inflation) zu akzeptieren", sagte Rehn. Deshalb sei neben der Preisstabilität auch ein Fokus auf Voll- oder Maximalbeschäftigung sinnvoll. Die US-Notenbank Fed hat anders als die EZB nicht nur stabile Preise im Visier, sondern auch Vollbeschäftigung.
Mehr Inflation als knapp unter zwei Prozent?
Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an. Sie verfehlt diese Marke aber seit Jahren regelmäßig, obwohl sie eine Niedrigzinspolitik fährt und über den Kauf von Wertpapieren viel Geld in die Wirtschaft pumpt. Die EZB überprüft momentan ihre geldpolitische Strategie. Manche Notenbanker bemängeln am aktuellen Inflationsziel, dass es missverständlich sei. Aus ihrer Sicht suggeriert es, dass Abweichungen nach oben und nach unten hin nicht gleichermaßen behandelt würden. Letztmalig hatte die EZB vor 18 Jahren ihre Strategie überarbeitet. Die EZB will Ergebnisse ihres Strategiechecks im September bekanntgeben.