Die Coronapandemie hat das Reisegeschäft lahmgelegt. Seit Mitte März 2020 ist Urlaubmachen nur noch massiv eingeschränkt möglich, die Wintersaison 2020/21 war wegen durchgängig geschlossener Hotels ein Totalausfall. "Die vergangenen 14 Monate waren wirklich für uns extrem herausfordernd", sagte der Geschäftsführer des größten heimischen Tourismuskonzerns Verkehrsbüro, Martin Winkler, im Gespräch mit der APA. Kräftige Lebenszeichen gibt es nun bei den Buchungen für den Sommer.
"Die Krise wird uns noch länger begleiten", ist er sich sicher. Freizeitreisen sind zwar wieder ganz gut nachgefragt. Doch noch keinerlei Aussicht auf Entspannung gibt es vorerst in der Stadthotellerie. "Das wird ein längerer Weg zurück werden - das wird für Wien wahrscheinlich bis 2024 dauern, bis wir wieder an die alten Erfolge von vor der Krise anknüpfen können", befürchtet der Konzernchef. Um hier in Schwung zu kommen, brauche es etwa verstärkt Interkontinentalflüge für die Urlauber aus Nordamerika und Asien. Auch Kongresse, Firmenveranstaltungen und die gesamte Event-Gastronomie dürften seiner Einschätzung nach noch diese mehrjährige Durststrecke vor sich haben, ehe sie wieder das Volumen von 2019 erreichen.
Schwierige Lage bei Geschäftsreisen
Nochmals anders gestaltet sich die Lage nach Corona für Geschäftsreisen: "Es ist zwar wieder Nachfrage, vor allem aus dem Industriebereich, da - insgesamt glauben wir aber, dass die Geschäftsreisen gar nicht mehr auf das alte Niveau zurückkommen", räumte Winkler ein. Videokonferenzen haben sich während der Pandemie bewährt und dürften künftig einen Gutteil des Business-Reisegeschäfts unterbinden.
Die heimischen Touristiker bekamen erst vor kurzem grünes Licht, dass sie die seit 3. November 2020 behördlich gesperrten Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen ab 19. Mai wieder für Urlaubsgäste öffnen dürfen. Einen zusätzlichen Schub bei den Buchungen verleiht die Aussicht auf den Grünen Pass, der Geimpften, Genesenen und Getesteten demnächst mehr Freiheiten beim Reisen - zumindest innerhalb Europas - einräumen soll.
Österreich-Urlaub gut gebucht
"Insbesondere Österreich-Urlaub ist gut gebucht", betonte Winkler. Die Nachfrage habe sich gerade die letzten Tage spürbar verstärkt. Österreich sei die Nummer eins bei den gebuchten Destinationen im heurigen Sommer. "Doch auch Griechenland, Italien, Kroatien und Spanien sind stark nachgefragt, seit vergangener Woche", berichtete der Chef der Verkehrsbüro Group, zu der neben den Ruefa-Reisebüros auch die Austria-Trend-Hotels, die Incoming-Agentur Eurotours sowie drei Event-Palais und das Café Central in Wien gehören.
Bei Hofer-Reisen zieht das Geschäft an
"Bei Eurotours beziehungsweise Hofer Reisen zieht das Geschäft schon an - da sind wir seit einigen Wochen ganz gut unterwegs - bei Freizeitreisen ist der Wunsch da zu buchen", stellte der CEO fest. Im Outgoing-Geschäft (Ruefa) komme vor allem für Griechenland die Nachfrage zurück. "Wie schnell wir wieder zurück sind, wird vom Grünen Pass abhängen und davon, wie wir mit den Impfungen vorankommen - ich muss wissen, was sind die Rahmenbedingungen", so der Branchenexperte. Griechenland gehe schon relativ einfach, Italien habe angekündigt, das mit Juni zu erleichtern, und Spanien habe zu Ostern mit Mallorca begonnen und mache viele kleine Schritte, um das Urlauben wieder verstärkt möglich zu machen.
Wesentlich seien auch die Corona-Hygienestandards
"Der Grüne Pass ist ein Schritt in die richtige Richtung und die Quarantänebestimmungen werden fallen im Sommer - das gibt schon ein schönes Stück Sicherheit", so Winkler. "Entweder du bist geimpft, negativ getestet oder nach überstandener Krankheit immunisiert - und ich glaube, das wird uns den ganzen Sommer über und länger begleiten." Es sei "wichtig, dass das möglichst schnell und einheitlich umgesetzt wird - zunächst in Europa". Im Laufe des Monats Juni soll die entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt sein, "jedenfalls vor den Sommerferien, je früher desto besser". Wesentlich seien auch die Corona-Hygienestandards in den Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben. "Es ist im Sinne aller, dass Reisen wieder funktioniert."
Das Verkehrsbüro selbst habe "14 intensive Monate" hinter sich. Das gesamte Reisegeschäft sei zum Erliegen gekommen. Im abgelaufenen Jahr sackte der Umsatz laut Winkler um knapp 62 Prozent von 615 Millionen auf 230 Millionen Euro ab. Die Bilanz ist tiefrot. "Es wird auch in den nächsten Monaten intensiv bleiben, ich bin aber zuversichtlich, dass das Reisen schnell wieder zurückkommt." Der Tourismus werde insgesamt eine Wachstumsbranche bleiben. "Aber man darf sich nicht drauf verlassen, dass alles wie früher wird", erwartet der Konzernchef.
Ein Viertel der 100 Reisebüros wurde geschlossen
Zu tiefgreifenden Veränderungen kam es auch bereits innerhalb der Verkehrsbüro Group. Nachdem das Geschäft 2020 und im ersten Quartal 2021 nahezu komplett weggebrochen ist, wurde der Sparstift angesetzt - personelle Einschnitte inklusive. Die Gruppe will ihre Zentrale in Wien verlegen und dabei die Büroflächen um 60 Prozent verkleinern. Damit sollen etwa 50 Prozent der Kosten, 1,5 Millionen Euro pro Jahr, wegfallen. Ein Viertel der rund 100 Reisebüros wurde geschlossen - bei Ruefa verloren 100 von 600 Mitarbeitern ihren Job, die Zahl der betriebenen Hotels wurde um gut 10 Prozent von 25 auf 22 reduziert und der Vorstand von drei auf zwei Personen verkleinert. Diese Maßnahmen seien bereits alle umgesetzt. Im Lauf des Jahres werden auch noch die Veranstaltungsbereiche von Eurotours und Ruefa in einer Einheit mit insgesamt rund 100 Beschäftigten gebündelt. Mehr an Restrukturierung stehe 2021 aus heutiger Sicht nicht mehr an. In Österreich beschäftigt der Konzern aktuell rund 2400 Mitarbeiter.