Der Münchner Lichttechnik-Konzern Osram soll nach acht Jahren wieder vom Kurszettel der Frankfurter Börse verschwinden. Der steirische Mehrheitseigentümer, der Sensor-Hersteller ams, kündigte am Montagabend ein neuerliches Übernahmeangebot für die restlichen 28 Prozent an Osram an, mit dem Ziel, die ehemalige Siemens-Tochter von der Börse zu nehmen.
Das Warten hat sich für die Osram-Anteilseigner gelohnt: Mit 52,30 Euro je Aktie bietet das Unternehmen aus Premstätten bei Graz 28 Prozent mehr als bei seinem ersten Angebot, mit dem sich ams die Kontrolle gesichert hatte, und 15 Prozent mehr als bei der zweiten Offerte, die im Zuge des Beherrschungsvertrags fällig geworden war. Das Kaufangebot läuft voraussichtlich vom 21. Mai bis zum 18. Juni.
ams ist bereit, dafür noch einmal 1,38 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen. Ein Kaufangebot mindestens auf dem Niveau des Durchschnittskurses der vergangenen sechs Monate ist vor einem Delisting vorgeschrieben, dies wären 52,02 Euro. Aktionäre, die ihre Papiere dabei nicht abgeben wollen, können zwar nicht hinausgedrängt werden, können sie aber nicht mehr im geregelten Börsenhandel verkaufen. Die Osram-Aktien sind bisher im Kleinwerteindex SDax notiert.
"Der logische nächste Schritt"
ams-Chef Alexander Everke rief die Osram-Aktionäre auf, ihre Anteile anzudienen: "Das Delisting-Angebot ist der logische nächste Schritt für die Integration von Osram und die Umsetzung unserer Strategie, einen global führenden Anbieter von optischen Lösungen zu schaffen."
Der Aufschlag gegenüber dem Osram-Schlusskurs von 51,95 Euro ist allerdings gering. In einer ersten Reaktion kletterte der Osram-Kurs auf der Handelsplattform Tradegate sogar auf 52,43 Euro - also mehr, als ams zahlen will. ams hatte Osram 2019 nach langem Ringen übernommen. Ein erstes Übernahmeangebot verfehlte die Annahmeschwelle, das zweite drohte an Hedgefonds zu scheitern.