Ein harter Wettbewerb prägt den Lebensmittelhandel. Wie viel Mut mussten Sie aufbringen, um allein eine Handelskette zu übernehmen?
ANDREAS HAIDER: Es ist mein Naturell, Verantwortung wahrzunehmen. Ich habe schon bisher immer so agiert, als wäre es mein Unternehmen. Ich bin Marathonläufer. Wer einen Marathon laufen möchte, sich Zeit für die Vorbereitung nimmt und sich realistisch einschätzt, der schafft das. Und da ich mit dem Unternehmen mitgewachsen bin und in 30 Jahren viel habe lernen dürfen, ist das für mich keine große Hürde.
Apropos Wettbewerb. Die Billa-Boxen in Kärnten lassen die Wogen hochgehen. Sie haben in Oberösterreich drei Uniboxen aufgestellt. Gibt es da auch Wirbel?
Überhaupt nicht. Ich möchte das gar nicht vergleichen. Unsere Mission als größter Lieferant für Nah & frisch lautet, Lösungen für Gemeinden ohne Nahversorger zu finden. Bei uns geht es um 1000 Artikel des täglichen Bedarfes, die Grundversorgung zu Supermarktpreisen. Direktvermarktern etwas wegzunehmen, ist nicht unsere Ausrichtung. Wenn es in einer Region aber viele Selbstvermarkter gibt, sind wir bereit, ihnen eine Andockmöglichkeit zu geben – als Bühne und unter deren Bedingungen.
Werden Sie das Konzept weiter ausrollen?
Ich gehe davon aus, dass wir bis Jahresende 30 Uniboxen in Österreich haben. Es gibt 600 Gemeinden ohne Nahversorger, das ist unser Potenzial.
Kommen die Boxen in die Steiermark und nach Kärnten?
In die Steiermark definitiv. Und wenn in Kärnten ein Nah & frisch-Standort Potenzial im Nachbarort sieht, gerne.
Spar, Rewe, Hofer, Lidl: Unimarkt ist der Große unter den Kleinen. Wie geht es Ihnen in dieser Rolle?
Es ist wichtig, dass wir diese Rolle annehmen. Es macht keinen Sinn, wenn ich mich auf die Großen fokussiere und versuche, die gleichen Dinge besser zu machen. Das werden wir nicht schaffen. Wir richten unsere Energie darauf aus, in unserer Kleinheit Elemente und Produktgruppen zu entwickeln und in die Kommunikation zu bringen, dass man uns glaubt und wir authentisch sind. Als Kleiner traut man uns das zu. Es ist wichtig, dass Kunden wahrnehmen, dass wir einen guten Job machen und es zu den marktbeherrschenden Unternehmen eine Alternative gibt.
In der Pandemie haben Konsumenten auf regional produzierte Lebensmittel umgeschwenkt. Genau Ihr Feld. Wie sehr spielt Ihnen das in die Hände?
Wir haben nicht nur wegen der Pandemie unseren Kurs auf Regionalität ausgerichtet wie große Marktteilnehmer, sondern unseren Jahre davor begonnenen Weg weitergeführt und uns in dieser Phase auch nicht verbiegen müssen. Die lokalen Lieferanten hatten im ersten Lockdown keine Engpässe, sie haben ihre Chance genutzt und jeden Tag geliefert. 20 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit regionalen und lokalen Produkten, aufgrund dieses Themas haben wir im Coronajahr einen sehr guten Zuspruch gehabt. Beim Umsatz haben wir unsere Ziele übererfüllt. Als Lebensmittelhändler habe ich aber auch immer ehrfürchtig gesagt, dass wir auf die Butterseite der Pandemie gefallen sind.
Auch mit dem frühen Aufbau eines Onlineshops lag Unimarkt offenbar richtig. Werden wir Lebensmittel künftig öfter im Web bestellen?
In den ersten Wochen der Pandemie waren wir ausgebucht, nicht, weil wir zu wenig Ware hatten, der Engpass waren die Versandboxen. Das Onlinegeschäft hat sich auf einem viel höheren Niveau als vor Corona eingependelt. Viele Menschen auch der Generation 60 plus haben es ausprobiert und bleiben dabei. Wir machen damit 1,5 bis zwei Prozent des Umsatzes. Der Anteil am Gesamtmarkt wird aus meiner Sicht in den nächsten zehn Jahren wachsen, aber im einstelligen Prozentbereich bleiben. In Österreich sind wir mit stationären Flächen sehr gut versorgt.
Sie haben angekündigt, auf der Fläche durch Franchisenehmer zu expandieren. Wie groß soll Unimarkt werden?
Unser Weg ist, immer mehr Unimärkte mit Unternehmern auf Franchisebasis zu führen, da traue ich mich zu behaupten, dass wir 2025 150 Unimärkte haben werden, davon 100 von Franchisenehmern.
Warum lieber Franchise?
Das Thema Regionalität kann ein Unternehmer am Standort authentischer prägen als eine Zentrale. Ist er vor Ort verankert, kriegt er besser mit, was lokale Produzenten anbieten.
Warum ist Unimarkt auf dem Land stark und in der Stadt nicht?
Wir haben ein kleines Marketingbudget. Die Großen investieren viel Geld in die Markenbekanntheit, da der urbane Mensch markenaffin ist. Für eine starke Marke in der Stadt haben wir die Mittel nicht.
Was war das für ein Gefühl, als Sie zum ersten Mal als Unimarkt-Eigentümer aufgewacht sind?
Ich habe keine Kinder, vergleiche es aber mit der Geburt eines Kindes. Ein absolut schönes Gefühl. Diesen Tag werde ich nie vergessen.