51 Millionen Euro blätterte der norwegische Konzern Link Mobility im vergangenen November für einen prominenten Grazer Neuzugang auf den Tisch. Dabei hatte sich das Objekt der Begierde, die 1999 gegründete steirische Kultmarke SMS.at, zu diesem Zeitpunkt längst diversifiziert. Das "Urservice" gab es zwar noch, spielte für das dahinterstehende Unternehmen ATMS und die zugehörigen websms-Marken aber de facto keine Rolle mehr. Dennoch sah Link Mobility, ein Messaging-Riese mit weltweit 33.000 Kunden und 24 Standorten, großes Potenzial in der Grazer Technologie.
Eine Einschätzung, die rasch bestätigt wurde. "Die Coronakrise hat uns noch einmal zusätzlich Schub gegeben", erzählt Christian Waldheim im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Bei vielen Unternehmen sei in den letzten Monaten enormes Bedürfnis gewachsen, die Kunden "dort zu erreichen, wo man wahrgenommen wird: am Smartphone!" Egal, ob es der Friseur war, der an Termine erinnert, oder der lokale Händler, der seine Zustellung nachvollziehbar machen will.
Waldheim leitet heute Link Mobility Austria, unter dessen Dach jüngst neben dem SMS.at-Unternehmen auch die Welser SimpleSMS wanderte. In der norwegischen Gruppe agiert der Österreich-Ableger mit Sitz in Graz nun als europaweites Kompetenzzentrum für das "Mobile Messaging" von Klein- und Mittelunternehmen. Die in der Steiermark entwickelte Plattform wird für Kunden dieser Größenordnung in der gesamten Link-Gruppe ausgerollt. Was als Gütesiegel zu werten ist, verschickt der Konzern im Auftrag seiner Kunden doch allein im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) Jahr für Jahr 950 Millionen SMS und Whats-App-Nachrichten.
Unzerstörbare SMS, erweiterter Standort
Die angestaubte SMS scheint dabei weiter unverwüstlich. Für Nachrichten, die in einer besonders breiten Zielgruppe ankommen sollen, ist die SMS mit Öffnungsraten jenseits der 90 Prozent nach wie vor das technische Mittel erster Wahl. Gleichzeitig muss Link Mobility seinen Kunden heute naturgemäß mehr bieten. Neben dem technologischen SMS-Nachfolger Rich Communication Services (RCS) setzt das Unternehmen deswegen auch auf die Dienste anderer Anbieter à la WhatsApp oder Viber. "Es geht um eine Omni-Channel-Erreichbarkeit", beschreibt Waldheim die Kundenanforderung. "Und wir orchestrieren diese, je nach Bedürfnis."
Den Standort in Graz, knapp 40 Mitarbeiter beschäftigt Link Mobility Austria, will das Unternehmen nun jedenfalls ausbauen, die Mitarbeiterzahl "um 25 Prozent erhöhen". Die größte diesbezügliche Herausforderung, so Waldheim, sei der "Kampf um Talente". Zumindest erreichbar sollten diese für den Messaging-Spezialisten freilich sein.