Ein interner Prüfbericht über die hohen Ausgaben der Österreichischen Wirtschaftskammer im Jahr 2019 sorgt derzeit für herbe Kritik. Von einer „Verhöhnung aller Unternehmer“, spricht etwa Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn.
Beanstandet werden im Bericht unter anderem Millionenausgaben für Schulgeld von Kindern von Außenhandelsdelegierten und die Übernahme von Kosten für Mitgliedschaften in Jacht- und Golfklubs.
„Einzelne Punkte werden derzeit aus diesem umfassenden Bericht aus dem Zusammenhang gerissen“, sagt WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf im Gespräch der „Kleinen Zeitung“. Die Kammer hat mittlerweile von den einzelnen Abteilungen zu den beanstandeten Fällen Stellungnahmen eingefordert. “Danach werden wir gegebenenfalls Änderungen vornehmen“, sagt Kopf, der sich allerdings gegen eine Pauschalverurteilung der Ausgaben wehrt.
So sei es durchaus legitim, Kosten für deutschsprachige Schulen der Kinder von Wirtschaftsdelegierten im Ausland zu übernehmen. „Das sind in vielen Ländern Privatschulen, die nicht gratis sind. Irgendwann kommen diese Personen ja wieder nach Österreich zurück“, so Kopf.
"Es geht immer um die positive Wirkung für die Wirtschaft"
Auch die Ausgaben für Golf- und Jachtklubmitgliedschaften seien grundsätzlich nicht problematisch. „Es kann auch durchaus zweckmäßig sein, Mitgliedschaften in Sportvereinen wie Golfklubs zu übernehmen, wenn das Orte sind, wo Geschäftsanbahnungen in besonderer Weise möglich sind.“ Bei der Beurteilung der Fälle werden „sehr strenge Kriterien“ angesetzt, versichert er. „Es geht letztlich immer um die positive Wirkung für die heimische Wirtschaft, die ja sechs von zehn Euro im Ausland verdient.”
Zu einem kammerinternen Personalpool, in dem Mitglieder geparkt werden, für die es gerade keinen Bedarf gibt, meint Kopf: “Es ist nicht so, dass Leute dort nichts tun. Sie werden als Springer eingesetzt oder übernehmen Karenzvertretungen in anderen Abteilungen.”
Bei sieben Mitarbeitern, die sich mehrere Jahre in diesem Personalpool befanden, entstand 2019 ein Gesamtaufwand von 620.000 Euro. „Wir versuchen beim Personaleinsatz so effizient und kostensparend wie möglich zu arbeiten. Aber in einer großen Organisation mit über 1.000 Mitarbeitern ist immer Bewegung im Personalstand“, sagt Kopf.
Kritik wie jene der Neos hält er für eine „parteipolitische Polemik“. Wichtig sei für ihn jetzt „umzusetzen, was sinnvoll ist.“
Andreas Terler