Das gute alte Sparbuch in Papierform hat wohl ein Ablaufdatum. Dass man allerdings nicht einmal mehr die Möglichkeit hat, eines zu eröffnen, hat eine Kundin der Bawag P.S.K. jetzt in Erstaunen versetzt. Sie wollte ihr abgelaufenes Kapitalsparbuch auflösen, und das Geld auf ein "normales" Sparbuch einzahlen. Die Auskunft am Schalter: Es gibt nur noch die Sparkarte, Sparbücher in Papierform können bei uns nicht mehr eröffnet werden.
Damit ist die Bawag P.S.K. tatsächlich die erste größere Bank, die, wie auch seitens der Presseabteilung bestätigt wird, keine klassischen Sparbücher mehr anbietet. Zumindest nicht für Erwachsene. Ausnahme ist das Nicki-Sparbuch für Kinder von 0 bis 6 Jahren. Und es gibt laut Sprecherin Henriette Mußnig Sparbücher in Kombination mit einer Wertpapierveranlagung.
Da allerdings müsse der Gesamtveranlagungsbetrag mindestens 5000 Euro betragen, wovon wiederum müssen "mindestens 50 Prozent in ausgewählte Wertpapiere neu veranlagt werden". Begründet wird dieser Schritt seitens der Bawag P.S.K. auch damit, dass "angesichts des anhaltenden extrem niedrigen Zinsniveaus" beim Thema Sparen der Fokus darauf liegt, "Kunden beim Einstieg in Wertpapiere zu unterstützen". Und es werde mit digitalen Produkten dem Trend zur Digitalisierung Rechnung getragen.
Wollen andere Banken überhaupt noch Sparbücher?
Weil das Sparbuch in Papierform aber gerade für ältere Menschen in Österreich noch immer einen hohen Stellenwert hat, überlegt die betroffene Kundin jetzt, die Bank zu wechseln. Aber auch die anderen Banken überschlagen sich nicht gerade vor Freude, wenn es um Sparbuch-Eröffnungen geht.
So bietet die Steiermärkische Sparkasse für bestehende Kunden zwar weiterhin die Möglichkeit, ein klassisches Sparbuch zu bekommen. Bei neuen Kunden hätte man aber lieber eine "gesamte Geschäftsbeziehung", erklärt Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse. "Wir wollten nicht nur der Parkplatz für Sparguthaben von Nicht-Kunden sein", sagt Fabisch. Der Grund für die Zurückhaltung: Die Sparkasse muss Kundengelder bei der EZB einlagern und zahlt dafür Strafzinsen, die sie den Sparern aber nicht weiterverrechnen darf.
Wer aber mit seinem Girokonto zur Steiermärkischen wechsle, bekomme auch ein Sparbuch, sagt Fabisch. Wobei er betont, dass vor allem jüngere Kunden lieber eine Sparkarte hätten, da diese auch mit Online-Banking funktioniert. Traditionsbewusste Kunden würden hingegen auch gerne zum Papier-Sparbuch greifen. Um Geld zu beheben, muss man damit halt zum Bankschalter.
Sparkarten bei Kunden und Banken beliebter
Ein Sparbuch eröffnen kann man nach wie vor auch bei der BKS Bank. Kunden würden aber zunehmend auf Varianten setzen, bei welchen sie über digitale Transaktionen "auch außerhalb der Schalteröffnungszeiten über ihr Geld verfügen können", so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank. In dem Fall werde vor allem das "Mein-Geld-Konto" nachgefragt. Auch bei der UniCredit Bank Austria heißt es auf Anfrage, dass "weiterhin Papier-Sparbücher ausgegeben werden". Eine zeitgemäße Alternative seien aber Sparkonten mit Sparkarte, da "Guthaben rund um die Uhr an Geldausgabeautomaten behoben und im Internetbanking darüber verfügt werden kann".
Bei den Raiffeisenbanken habe das digitale Sparen das Sparbuch inzwischen klar überholt, heißt es seitens der Bank. Sparbuch-Besitzer können dennoch weiterhin Geld darauf einzahlen und auch das Eröffnen neuer Sparbücher sei noch möglich.
Auch bei der Volksbank Steiermark geht der Trend zu digitalen Sparformen. Neben der Verfügbarkeit rund um die Uhr bestehe hier auch nicht die Gefahr, dass das Sparbuch verloren gehe, betont die Bank auf Anfrage. Allerdings werden auf ausdrücklichen Kundenwunsch auch weiterhin physische Sparbücher eröffnet. Vorher würden die Kunden aber über die Vor- und Nachteile einzelner Sparvarianten informiert. So gewinnen auch Fonds zunehmend an Beliebtheit.