Waren die Holzpreise nach einem massiven Schadholzjahr 2019 und der Coronakrise im Vorjahr eigentlich im Keller, ziehen sie nun seit kurzer Zeit massiv an. "Die Nachfrage ist aktuell größer als das Angebot", hieß es etwa von Holzindustrie-Obmann Herbert JöbstlMitte März. "Die Nachfrage im Baubereich und bei Verpackungen ist sprunghaft gestiegen. Schon im Frühjahr waren die Lager relativ leer. Das führt zu längeren Lieferzeiten", ergänzte Sägeindustrie-Vorsitzender Markus Schmölzervor zwei Tagen.
Jetzt wiederum tun sich die Produzenten schwer, die Mengen allzu rasch in lichte Höhen zu treiben. "Die Forstwirtschaft ist ein großer Dampfer", sagt dazu etwa Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark am Freitag zur Kleinen Zeitung. Zudem seien die Landwirte in den Monaten April, Mai und Juni mit vielen anderen Herausforderungen am Hof konfrontiert. Durchschnittlich, so heißt es von Spezialisten, brauche die Forstwirtschaft bis zu "80 Tage", um auf derartige Veränderungen reagieren zu können. Jedenfalls aber sei man sich "der Verantwortung bewusst" (Titschenbacher) und tue alles, um die Nachfrage zu erfüllen.
Mehr Holz, mehr Wertschöpfung?
Auf die Rolle des Waldes als Klimaschützer wies die Landwirtschaftskammer indes im Rahmen einer Pressekonferenz hin. Dazu holte man sich Unterstützung und wissenschaftliches Fundament von Wifo-Forscher Franz Sinabell.
Eine der zentralen Thesen jener Studie, die Sinabell gemeinsam mit seinem Kollegen Gerhard Streicher verfasste: Die vermehrte Verwendung von Holz im Baubereich - und eine damit verbundene Substituierung anderer Baustoffe - könnte nicht nur zur avisierten Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 einen großen Beitrag leisten, sondern auch "1400 zusätzliche Arbeitsplätze und 80 Millionen an zusätzlicher Wertschöpfung im Land" schaffen. Die Berechnungen erfolgten unter der Annahme, dass eine Million Festmeter zusätzliches Holz genutzt wird.
Ob dies so einfach möglich ist? Der steirische Wald, so jedenfalls Kammer-Präsident Franz Titschenbacher, könnte die vom Wifo kalkulierte Mehrmenge für den Holzbau aufbringen, "ohne nur im Geringsten die Nachhaltigkeit zu gefährden". Titschenbachers diesbezügliche Forderung an die Politik: Ein "wesentlicher Teil" der für Österreich reservierten Klimaschutz-Milliarde aus dem "Next-Generation-EU-Covid-19-Aufbauplan" soll für klimafreundliche Holzbauten verwendet werden.
Holzdiesel wieder vor den Vorhang geholt
Weiteres Potenzial, für Klima und Standort, orten die Wifo-Forscher in der Produktion von Holzdiesel und Holzgas, hergestellt aus Schadholz und forstlichen Nebenprodukten. "Aus den jährlich österreichweit anfallenden Schadholzmengen könnten fast 40 Prozent des in der Land- und Forstwirtschaft jährlich benötigten Treibstoffes ersetzt werden", rechnet auch Franz Titschenbacher vor. War Holzdiesel bis dato ein Ladenhüter, schon vor mehr als 10 Jahren wurde damit vor allem in Deutschland experimentiert, soll neue Technologie diesbezüglich die Karten neu mischen.
Zudem könnte die "Investition in Anlagen zur Herstellung von jährlich 90 Millionen Liter Holzdiesel", wie Franz Sinabell erklärt, "5300 Jahresbeschäftigungsverhältnisse auslasten und eine zusätzliche Wertschöpfung von 450 Millionen Euro erzielen".