Einer der aufregendsten Momente im Leben von Start-up-Gründern und -Gründerinnen ist der Augenblick, in dem er oder sie die Idee vorstellen, vor Investoren oder einer Jury, neudeutsch auch Pitch genannt. In nur wenigen Minuten muss das Gegenüber vom Innovationspotenzial des Produktes überzeugt werden.
Eine Möglichkeit eine Idee sehr früh im Entstehungsprozess zu präsentieren ist der Ideen-Contest des Science-Park-Graz, des Gründerzentrums der Grazer Universitäten. Alljährlich werden hier Ideen aus unterschiedlichen Bereichen präsentiert wie "Mobility", "Energy & Environment", "Health", "Special Social Impact" und "Digital Economy & ICT" sowie "Space" - am Science Park ist nämlich auch der Business-Inkubator der europäischen Raumfahrtagentur ESA angesiedelt.
Virtuelle Pitches
Coronabedingt standen sich Gründer und Jury heuer allerdings nicht persönlich gegenüber. 18 Ideen, drei aus jedem Bereich, wurden via Video-Konferenz präsentiert. Ein Format, das gewöhnungsbedürftig ist, sowohl für die Jury als auch für die Präsentierenden. Auch die Preisverleihung, die üblicherweise in der Mensa der TU Graz stattfindet, ging virtuell über die Bühne.
Die Sieger der einzelnen Kategorien wurden für ihre zukunftsträchtigen Einfälle mit 2000 Euro belohnt. "Die Protagonisten unseres Ideenwettbewerbs liefern mit ihren Visionen und Geschäftsmodellen den Beweis, dass auch in Krisenzeiten neue Impulse entstehen können – diese Chancen wollen wir letztlich mit dem Ziel nutzen, universitäre Forschung und Entwicklung in reale Arbeitsplätze zu verwandeln", erklärt Martin Mössler, Geschäftsführer des Science Park Graz und Manager des ESA-Gründungszentrums in Österreich.
Die Gewinner
Auch wenn das Teilnehmerfeld durchaus international war, räumten gleich mehrere Lokal-Matadore Preise ab. Der Grambacher Alexander Winkler holte sich den Preis in der Kategorie "Energy & Environment". Er will mit Flixbill einen digitalen Kassenbeleg etablieren und damit vor allem die Flut an umweltschädlichen Thermopapier für Rechnungen eindämmen.
Im Bereich "Mobility" konnte das oststeirische Start-up "GreenBrakes" überzeugen. Die von dem Unternehmen entwickelte elektromechanische Bremse soll bereits 2023 in Autos verbaut werden. "Der Elektromotor ist schlichtweg schneller darin, Druck auf die Bremsbacken auszuüben", erklärt Geschäftsführer Marcel Alper den Vorteil der "GreenBrakes".
Die Grazer Biotechnologin Claudia Rinnofner holte sich die Auszeichnung im Bereich "Health". Mittels Hefepilzen ist es ihr gelungen, das Spike-Protein des Coronavirus herzustellen. Damit kann man künftig günstige Antikörper-Tests herstellen. Die Methode eignet sich auch zur Produktion andere Proteine, deshalb sucht Rinnofner nur auch Investoren für ihr Unternehmen BisyBios.
Der Preis in der Kategorie „Special Social Impact“ ging an Agatha Sowinski und David Minatti-Krauhs, die noch an der FH Joanneum studieren. Ihre Idee: Ein biologisch abbaubarer Kaffeebecher aus Kaffeesatz. Nach Gebrauch kann dieser sich nach 24 bis 48 Stunden zersetzen. Und da ein Pflanzensamen in diesen "Seedcup" eingearbeitet ist, fungiert der Becher auch als Dünger.
Ein Team rund um Programmierer Chetan Kumar arbeitet an einer Methode, wie man mit einem normalen Handy 3-D-Scans anfertigen kann und holt sich mit "Perceive 3D" den Preis im Bereich "Digital Economy & IT".
Die Kategorie "Space" geht an ein Segel-Start-up. Auf Basis eines neuartigen Propellerdesigns sowie smarten Steuer-Algorithmen, die ihren Ursprung in der Raumfahrt haben, reduziert "Charge Made Good" den Energiebedarf von Segelyachten drastisch. So könne die Reichweite von Segelschiffen erhöht werden, erklärt Gründer Andrew Cass.
Roman Vilgut