Die Raiffeisen Landesbank (RLB) Steiermark hat am Mittwoch ihr traditionelles Konjunkturgespräch im Zeichen der "Generation Z" gestaltet. IV-Chefökonom Christian Helmenstein zufolge ist der Wirtschaftsaufschwung "längst Realität", besonders die Industrie sei dafür verantwortlich. Er sprach von einer massiven Erholung der USA und Chinas im Jahr 2021: "Die ziehen der EU davon." Besonders der Dienstleistungssektor sei auch in Österreich ein Nachzügler.
Gastgeber Raiffeisen-Landesbank Steiermark-Generaldirektor Martin Schaller lud zur Streaming-Veranstaltung in der RLB-Zentrale in Raaba-Grambach. Unter dem Motto: „Zurück in die Zukunft“ skizzierten Experten vor der Kamera, wie ein Comeback der steirischen Wirtschaft gelingt und was die Generation Z bewegt.
Helmenstein schilderte anhand umfassenden Zahlenmaterials, dass die Rezession durch Covid-19 stärker als 2008 nach der Lehmann-Pleite war, doch die globale Wirtschaft habe sich diesmal in nur vier Monaten wieder erholt. China und Taiwan hätten sogar ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) erwirtschaftet. Was die EU betrifft sagte der Ökonom: "Die Industrie trägt die Konjunktur-Erholung." Mittlerweile sei man in der EU sogar leicht über dem "Pre-Covid-Niveau" angekommen. Das zeige sich etwa auch bei den Rohstoffmärkten: Kupfer- und Eisenerzpreise seien in die Höhe geschnellt. "Das ist aber auch durch reale Nachfrage begründet", unterstrich Helmenstein.
West-Ost-Gefälle bei Corona-Schäden in Österreich
In Österreich habe sich bei den BIP-Schäden ein West-Ost-Gefälle gezeigt: Besonders Vorarlberg und Tirol hätten eingebüßt, die Steiermark weniger - abgesehen von der Thermenregion. Je technologielastiger die Gemeinde, desto weniger Schäden beim BIP, fasste er zusammen. Als gutes Zeichen deutete er auch, dass die Sparquote wieder sinkt. Diese war durch die Pandemie von 7 auf 14 Prozent angestiegen. Hinzu komme, dass sich die wirtschaftspolitischen Unsicherheiten reduziert hätten - Stichwort Biden statt Trump. "Der jetzige Aufschwung wird einer der stärksten seit mindestens 20 Jahren sein", ist Helmenstein überzeugt.
Sorge bereite ihm aber das Thema Inflation. Österreich habe ein strukturelles Inflationsproblem, schon seit ein paar Jahren. Der Preisauftrieb war zuletzt weder in Italien, Frankreich oder Deutschland zu beobachten - in Österreich hingegen schon. Da Lohnerhöhungen jedes Jahr auf das Gehalt vom Vorjahr aufsetzen, bewege man sich momentan immer weiter weg. Der Malus sei nur durch einen sofortigen Gebührenstopp zu erreichen. Er sagte aber auch: "Eine Illusion wäre es, zu glauben, dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten - vor allem die Generation Z - jemals noch positive Realrenditen auf sichere Anleihen sehen werden." Daher appellierte er, die Chance zu nutzen, und sich an den internationalen Aufschwung anzuhängen.
Als Vertreter genau jener "Generation Z", das sind hauptsächlich die Geburtenjahrgänge 1997 bis 2012, sprach Max Hagenbuchner. Er meinte, dass Unternehmen vor allem mit neuen Kommunikationsmitteln auf die jungen Menschen zugehen müssten. Aber nicht nur das: "Künftig werden Sie sich bei den jungen Menschen bewerben müssen", ist er überzeugt. Und nicht die "Generation Z" werde sich an die Älteren anpassen, sondern umgekehrt. Er gestand aber auch ein, dass die Jüngeren "ein bisserl verwöhnt" seien und oft nur so von Selbstwert strotzen würden. Genau das sollte man als Unternehmen nutzen - ebenso wie WhatsApp, Instagram und Co., weil auf diese Kanäle falle bei den Jungen am Morgen der erste Blick, nicht in das Email-Postfach.
Schaller sagte mit Blick auf die "Generation Z", dass man sich als Bank als jene sehe, die den "Blutkreislauf Wirtschaft" finanzieren. Man gehe mit den Kunden durch die Krise und wolle auch den jungen Helfen. Er selbst sei Homeoffice und dergleichen vor der Corona-Pandemie kritisch gegenüber gestanden, doch seine Meinung habe sich gewandelt. Er lerne von seinen Kindern mehr, als sie von ihm gelernt hätten.
Schaller hielt fest, dass Raiffeisen in der Coronakrise eine wichtige Stütze für die steirische Wirtschaft sei. Die Kunden wurden finanziell mit Liquiditätshilfen von rund 800 Millionen Euro unterstützt. Der Wunsch nach einer fachlichen und lösungsorientierten Beratung habe vor diesem Hintergrund stark zugenommen, erklärte Schaller.