Die neue Mobilfunk-Technologie 5G soll nicht nur das Internet am Handy schneller machen, sondern auch die Produktion in Industriebetrieben auf ein neues Level bringen. Man braucht keine Kabel mehr, um Maschinen zu verbinden und Daten können extrem schnell ausgetauscht werden. Live testen kann man das nun in der Smart Factory der TU Graz.
Am Campus Inffeldgasse hat das Institut für Fertigungstechnik eine Forschungs- und Lernfabrik gebaut, in der man dank zwei 5G-Antennen unterschiedliche automatisierte Fertigungsprozesse testen kann. Es gibt CNC-Maschinen, eine Laserschmelzanlage für Metall-3-D-Druck, unterschiedliche Messstationen und neun stationäre Roboter sowie zwei mobile Roboter.
"Die komplette Infrastruktur wurde praktisch neu entwickelt, nur sehr wenig wurde aus dem Katalog gekauft", bescheinigt Rudolf Pichler. Der Leiter der "smartfactory@tugraz". Das Ziel sei es herauszufinden, wie die unterschiedlichen Maschinen am besten miteinander kommunizieren können. Überprüft werde auch, welche Elektronik dafür wirklich direkt an den unterschiedlichen Robotern angebracht sein muss und was dank 5G in die Cloud verlagert werden könne. Die Erkenntnisse würden dann genutzt, um die Anforderungen an die unterschiedlichen Geräte zu senken und diese billiger zu machen.
Pichler hat das Projekt gemeinsam mit dem Vorstand des Instituts für Fertigungstechnik der TU Graz, Franz Haas, verantwortet und vorangetrieben. "Eigentlich wollten wir schon früher eröffnen", sagt Haas. Die Verzögerung ist der Corona-Pandemie geschuldet.
Offen für Unternehmen
Doch nicht nur Studenten dürfen sich an der neuen Technologie ausprobieren, auch für Unternehmen stehen die Tore der schlauen Fabrik offen. "Das Ziel war, dass nicht nur große Konzerne sich schon heute mit den Chancen von 5G auseinandersetzen können, sondern auch kleinere Firmen", erklärt Haas. Als anschauliches Beispiel wurde die Fertigung eines Teils eines Achsgetriebes nachgebildet, vollkommen digitalisiert. "Mithilfe dieses Demonstrators können wir die Vorteile und Herausforderungen digitaler Fertigungsprozesse in unterschiedlichen Showcases präsentieren und den technischen Sachverhalt erlebbar machen", sagt Pichler.
Es gebe auch bereits Anfragen für konkrete Anwendungen, erklärt der Leiter der Smart Factory. Einmal werde getestet, wie 5G in Kombination mit Augmented Reality in einer Fertigungsanlage verwendet werden kann. Außerdem könne man in der Anlage 5G-fähige Endgeräte in einem echten 5G-Netz testen. "In einem Versuch arbeiten wir daran, wie Transportroboter in einer Fabrik lokalisiert werden können." Und mit den Unternehmen Siemens und T-Systems, der Infrastruktur-Tochter der Deutschen Telekom, gebe es bereits weitere Verträge für Projekte, erklärt Pichler.
Die Finanzierung in der Höhe von vier Millionen Euro wurde aus Mitteln des BMK, der Wirtschaftskammer Steiermark, des Landes Steiermark und der Stadt Graz bestritten. Auch zahlreiche Industrieunternehmen unterstützten das Vorhaben finanziell und mit Personalstunden-Leistungen.
Roman Vilgut