Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet nach dem Corona-Einbruch im vorigen Jahr für heuer ein Wachstum der österreichischen Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent und für kommendes Jahr einen Anstieg um 4,0 Prozent. Damit ist der IWF laut neuestem "World Economic Outlook" von Dienstag für heuer etwas optimistischer als zuletzt Wifo und IHS, nicht aber für 2022.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) ging im März für 2021 von 2,3 bzw. 1,5 Prozent BIP-Plus in einem Öffnungs- und einem Lockdownszenario aus und erwartete 4,3 bzw. 4,7 Prozent Expansion in den beiden Szenarien für 2022. Das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnete für heuer mit 2,6 Prozent realem Zuwachs und für 2022 mit 4,3 Prozent Plus.
Voriges Jahr war Österreichs Wirtschaft um 6,6 Prozent geschrumpft - nach einhelliger Sicht von IWF, Wifo und IHS.
Globale Aussichten verbessert
Trotz der anhaltenden Coronapandemie hat der IWF seine globale Konjunkturprognose für dieses und kommendes Jahr angehoben. Angetrieben von einem Aufschwung in den Industrieländern soll die Weltwirtschaft 2021 um 6 Prozent und im kommenden Jahr um 4,4 Prozent wachsen, wie der IWF am Dienstag mitteilte. Bei der letzten Prognose im Jänner hatte er für dieses Jahr ein Wachstum von 5,5 Prozent und von 4,2 Prozent für 2022 erwartet.
Das stärkere Wachstum ist vor allem begründet durch die Corona-Impfungen, die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft und Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur, wie IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath erklärte. Wegen der Pandemie sei die Prognose mit großer Unsicherheit verbunden, aber "ein Ausweg aus dieser Gesundheits- und Wirtschaftskrise ist zunehmend sichtbar".
Das Wachstum wird heuer stark von der Entwicklung in den USA angeschoben: Für die weltgrößte Volkswirtschaft hebt der IWF seine Prognose dank der erfolgreichen Impfaktion und einem großen Konjunkturpaket um 1,3 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent an. Für 2022 erwartet der IWF ein um einen Prozentpunkt höheres Wachstum von 3,5 Prozent. Für die Eurozone hebt der IWF seine Prognose für dieses und kommendes Jahr um jeweils 0,2 Punkte an: 2021 soll die Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent wachsen und 2022 um 3,8 Prozent.
Hilfen von Regierungen und Notenbanken
Das Impfen sei der Weg aus der Krise, sagte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath. Eine noch stärkere Erholung sei bei schnelleren Fortschritten denkbar, allerdings auch eine längere Krise, sollten sich Virusvarianten herausbilden, gegen die die Vakzine nicht wirkten. Grundsätzlich hätten ärmere Länder weniger Impfstoffe und könnten auch der Wirtschaft nur begrenzt Hilfen zur Verfügung stellen. Auf internationaler Ebene gehe es deswegen nun vor allem um eine faire Verteilung der Impfstoffe. "Während einige Länder bis zum Sommer große Teile der Bevölkerung geimpft haben werden, werden die meisten, vor allem arme Länder, wahrscheinlich bis Ende 2022 warten müssen."
Ohne umfangreiche Hilfen von Regierungen und Notenbanken wäre es laut IWF aber noch deutlich schlimmer gewesen. 2020 hätte der Konjunktureinbruch in etwa drei Mal so heftig ausfallen können. Dank der beispiellosen Hilfen in Höhe von etwa 16 Billionen Dollar dürften die Wunden nicht so schlimm sein wie nach der globalen Finanzkrise von 2008. Das gelte allerdings nicht für jedes Land. Die Ungleichheit nehme zu. Besonders negativ seien davon Frauen, Junge und Menschen mit geringer Bildung betroffen.
Mittelfristig rechnet der IWF mit einem moderaten Wachstum der Weltwirtschaft von 3,3 Prozent. Deutschland ist bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Hier rechnet der IWF 2021 mit einem Wachstum von 3,6 Prozent und 2022 dann von 3,4 Prozent. Das sind 0,1 beziehungsweise 0,3 Punkte mehr als noch im Jänner vorausgesagt.