Die Spannung rund um die Zukunft des MAN-Werks in Steyr erreicht heute einen neuen Höhepunkt. Die fast 1900 Mitarbeiter der Stammbelegschaft entscheiden am heutigen Mittwoch in einer geheimen Urabstimmung darüber, ob das Übernahmeangebot von Siegfried Wolf angenommen wird. Das Ergebnis soll am 8. April veröffentlicht werden.
Laufe alles wie geplant, will Wolf im Juni Alleineigentümer sein und bis dahin sollte auch jeder Mitarbeiter wissen, was ihn persönlich erwarte.
Der frühere Magna-Chef hatte im Vorfeld wiederholt betont, dass ein positives Votum der Belegschaft die Voraussetzung für seine Pläne sei. Rund zwei Drittel Zustimmung seien aus seiner Sicht nötig, wie er in der Vorwoche sagte. Als "grenzenloser Optimist" würde er sich aber ungeteilte Zustimmung wünschen. Der MAN-Vorstand hat klargelegt, dass die Alternative zu Wolf nur eine Komplettschließung des Standorts im Jahr 2023 sein könne.
Gehaltskürzung ist Teil des Pakets
Wolf will, wie berichtet, in einem eigenständigen Steyr-Werk mit "maßgeschneiderten Nischenprodukten" punkten und dafür vorerst 1250 der gegenwärtig 1845 Stammmitarbeiter übernehmen. Wolfs Plan sieht aber auch eine maximal-15-prozentige Kürzung des Nettoeinkommens vor. Bei der Entscheidung wer gehen muss, will sich Wolf nach eigenen Angaben zunächst einmal danach richten, wer den Sozialplan nehme oder sich für die Altersteilzeit entscheide. Jenen im Sozialplan stellte er in Aussicht, sie wieder einzustellen, wenn das Unternehmen weitere Arbeitskräfte benötigen würde.
Seitens der Belegschaftsvertretung gibt es zwar keine Empfehlung, für das Wolf-Projekt zu stimmen - eine gegenteilige gibt es aber auch nicht.
Schließung hätte bundesweite Folgen
Am Osterwochenende wurde indes eine Studie veröffentlicht, wie gravierend negativ sich eine Werksschließung - über Oberösterreich hinaus - auswirken würde. Ein Zusperren "hätte für die gesamtösterreichische Wirtschaftsleistung und die Region heftige negative Folgen". Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Leiters der Initiative Wirtschaftsstandort OÖ, Friedrich Schneider. Es drohe ein BIP-Rückgang von 957 Millionen Euro und der Verlust von 8400 Arbeitsplätzen - inklusive der Jobs im MAN-Werk.
Laut Schneider sollten daher alle Anstrengungen unternommen werden, den kontinuierlichen Fortbestand des Lkw- und Bus-Werkes zu sichern. Derzeit soll die deutsche MAN aber ohne den Linzer Standort planen, so der Stand Ende März.