Er galt als Favorit, nun ist es fix: Gabriel Felbermayr wird neuer Wifo-Chef. Nach zwei Jahren an der Spitze des Kieler Instituts für Weltwirtschaft zieht es den 44-jährigen Österreicher in seine Heimat zurück. Er gilt als Experte für internationale Handelspolitik, aber auch Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Ungleichheit. Felbermayr stammt aus Steyr, machte seine Karriere aber in Deutschland, dort insbesondere viele Jahre am Ifo-Institut.

Felbermayr will offenbar die internationale Wahrnehmung des renommierten Wirtschaftsforschungsinstituts weiter verstärken. "Das wifo ist eine wissenschaftliche Einrichtung mit fast hundertjähriger Tradition und Wien ist ein toller Standort für angewandte wirtschaftswissenschaftliche Forschung," so Felbermayr. "Ich freue mich sehr darauf, die Relevanz von Östereichs führendem Institut in meiner Heimat und in Europa weiter auszubauen," wird er in einer Aussendung des Wifo zitiert. "Für meine Entscheidung zum Wechsel nach Wien spielten neben beruflichen auch persönliche und familiäre Gründe eine Rolle", wurde der Ökonom am Dienstag in einer IfW-Mitteilung zitiert. Schon länger hatte er kein Hehl daraus gemacht, dass er gern wieder nach Österreich zurückkehren würde.

Christoph Badelt, renommierter Wirtschaftsforscher und frühere Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) hatte schon im Herbst des Vorjahres bekanntgegeben, dass er nach dem Sommer 2021 die Leitung des  Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo abgeben wird.

Schon im Februar war Felbermayr als möglicher Nachfolger für den heuer abtretenden Wifo-Leiter Christoph Badelt (70) genannt worden. Die Auswahlkommission hatte sich nach Hearings im Jänner und Februar einstimmig für Felbermayr ausgesprochen. Diesen Vorschlag hat der Vorstand einstimmig angenommen, teilte das Wifo mit. Felbermayrs Vertrag in Kiel wäre noch bis zum Jahr 2024 gelaufen.

Die Auswahlkommission für die Nachfolge Badelts hat sich einstimmig für Felbermayr ausgesprochen. Der Vorstand hat sich einstimmig dieser Meinung angeschlossen, bestätigt das Wifo.

Felbermayr sei eine "herausragende Persönlichkeit im Bereich der Wirtschaftsforschung und damit ein großer Gewinn für das Wifo", erklärte der Präsident des Instituts, Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer. Felbermayr zeigte sich erfreut über seine Berufung nach Wien und verwies auf die fast hundertjährige Tradition des Wifo. Er freue sich darauf, die Relevanz von Österreichs führendem Institut in seiner Heimat und in Europa weiter auszubauen, erklärte der Ökonom.

Auch das zweite große heimische Wirtschaftsforschungsinstitut, das IHS, ist seit dem Wechsel von Martin Kocher ins Arbeitsministerium auf der Suche nach einem neuen Leiter. 

Die Globalisierung und der Handel waren seit jeher Schwerpunkte Felbermayrs, der sich schon früh auf das Thema Außenhandel verlegt hatte. Den Brexit kritisierte er als wirtschaftliche "Lose-Lose-Situation" für die Briten und die EU. Zu Corona-Restriktionen äußerte er sich wiederholt skeptisch. Mutlosigkeit wegen Corona irritierte ihn - viele in der überalterten Gesellschaft würden in der Krise aufhören zu arbeiten: Wenn man 30 sei, könne man nicht aufgeben, kurz vor 60 aber komme die Pension, meinte er einmal.

Hilfen für marode Betriebe sah Felbermayr auch kritisch, da dies den Strukturwandel behindere. Zum EU-Wiederaufbauprogramm befürchtete er, dass "die Milliarden zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet werden". Um die Wirtschaft nach Corona wieder voranzubringen, brauche es Strukturreformen - mit neuen oder höheren Steuern seien die Löcher in den Staatsfinanzen nicht zu stopfen, betonte er.