Ziemlich genau vor einem Jahr bebte Österreichs Arbeitsmarkt, der erste Lockdown im März 2020 sorgte für einen rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Land. Wirklich abgefedert wurde dieser nur durch die Möglichkeit zur "Corona-Kurzarbeit", im Jahr 2020 bezogen in Summe 1,2 Millionen Beschäftigte Kurzarbeitsunterstützung. Österreichs Modell, seit 1. April läuft es in der vierten Phase, gilt dabei gemeinhin als besonders großzügig für Arbeitnehmer und Betriebe.

Zu diesem Ergebnis kommt nun auch das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo in einer aktuellen Erhebung. Das Institut verglich dabei verschiedene internationale Modelle der Kurzarbeit. Das Wifo im Wortlaut: "Wie sich zeigt, sind die Kurzarbeitsregelungen in Österreich vergleichsweise großzügig. Zudem wird die Kurzarbeit hierzulande relativ breit in Anspruch genommen".

Wodurch unterscheidet sich die österreichische Variante nun aber von Modellen in anderen Ländern? Ein kurzer Überblick:

Dänemark

Die Ersatzrate der dänischen Kurzarbeit liegt bei 100 Prozent, der maximale Arbeitsausfall beträgt aber 50 Prozent. In Österreich kann der Arbeitsausfall zwischen 10 und 90 Prozent variieren, die Ersatzrate liegt zwischen 80 und 90 Prozent des Nettolohns. Den Betrieben ersetzt Österreich die Ausfallstunden zu hundert Prozent. Selbiges passiert sonst nur in Belgien und Deutschland. In Dänemark fallen laut Wifo "Kosten für Betriebe in Höhe von 25 Prozent des Lohns für Arbeiterinnen und Arbeiter und 10 Prozent des Lohns für Angestellte an".

Deutschland

In Deutschland liegt die Nettoersatzrate zunächst nur bei 60-67 Prozent und beträgt erst ab dem siebten Kurzarbeitsmonat 80-88 Prozent.

Niederlande

In den Niederlanden (Ersatzrate 100 Prozent) wird wiederum der Arbeitgeber zur Kassa gebeten und muss 20 bis 77,5 Prozent der Kosten selbst bezahlen.

Italien

In Italien beträgt die Bruttoersatzrate 80 Prozent, die monatliche Zahlung ist aber mit 1130 Euro pro Mitarbeiter beschränkt.

Spanien

In Spanien wiederum macht die Bruttoersatzrate 70 Prozent aus, die Beihilfe ist monatlich mit 1400 Euro begrenzt. In Österreich kann die monatliche Beihilfe bei der ASVG-Höchstbeitragsgrundlage 7000 Euro betragen.

"Die österreichische Corona-Kurzarbeit ist im internationalen Vergleich insgesamt das großzügigste Modell", heißt es mit Blick auf die Studie nun auch von Arbeitsminister Martin Kocher. Sie habe "über eine Million Arbeitsplätze gerettet". Gleichzeitig brauche es nun aber "Strategien zum Ausstieg aus der Kurzarbeit nach der Pandemie".

Szenarien für den Ausstieg aus dem Sondermodell

Freilich: Das – für Krisen erdachte – Modell der Kurzarbeit, gewissermaßen Notfallmedizin, kennt nicht nur Vorteile. Einerseits kostet es die Staaten kurzfristig viel Geld, andererseits warnen Ökonomen vor  Mitnahmeeffekten, Verdrängungseffekten und Missbrauchsgefahren.

Gleichzeitig untersucht das Wifo in seiner aktuellen Erhebung deswegen auch Szenarien zum Ausstieg aus dem aktuellen, besonders großzügigen Modell der österreichischen Kurzarbeit. Dazu könnten "Phasenmodelle ebenso genutzt werden", schreibt das Wifo, "wie eine Differenzierung der Kurzarbeit nach Art und Ausmaß der Krisenbetroffenheit".

Ein Ansatzpunkt, um die "Förderung von Kurzarbeit möglichst auf überlebensfähige Arbeitsplätze zu konzentrieren", sei auch die "Beteiligung der Betriebe an den Kosten der Kurzarbeit".