Thomas Soyer sitzt vor seinem Hotel in der Sonne. Der gebürtige Villacher betreibt das Vier-Sterne-Superior-Haus „Savoy“ in Grado und ist ebendort Obmann des Verbandes der Tourimusunternehmer. „18 Grad. Es ist wunderschön hier“, sagt Soyer. „Aber ich bin allein.“
Buchungen im April? „Auf Null.“ Auch der Mai: schwach, vor allem, weil Österreichs Reisewarnung für Italien vorerst bis Ende Mai gilt. Aber für den Sommer laufen die Buchungen laut Soyer gut. Die Beherbergungsbetriebe in Friaul/Julisch/Venetien können die Preise stabil halten. „Stornogebühren hingegen gibt es nicht mehr. Buchungen können bis wenige Tage, ja Stunden vor der Ankunft ohne finanzielle Konsequenzen abgesagt werden. Hier zeigen die Betriebe eine Flexibilität, die vor zwei Jahren noch nicht denkbar war.“
Trotz Pandemie und unsicheren Prognosen für die nächsten Monate haben die Österreicher also bereits begonnen, ihren Urlaub in Grado, Lignano oder Bibione zu buchen.
Sehnsucht – das haben nicht nur die Urlauber nach Urlaub, sondern auch die Hoteliers nach Urlaubern. „Wir erwarten die Österreicher mit großer Freude“, so Soyer. Hoffnungen setzen er und seine Branchenkollegen auf die Feiertage rund um Fronleichnam und Pfingsten. Voriges Jahr brachte die Vorsaison ein Minus von rund 40 Prozent.
Hoffnung auf europäischen Impfpass
„Bei voranschreitender Impfkampagne ist zu hoffen, dass wir an diesen Feiertagen ausländischer Urlauber empfangen können. Das Interesse aus Österreich ist vorhanden. Wir sind zwar nicht auf dem Niveau wie vor der Pandemie, aber die Nachfrage stimmt uns optimistisch“, sagt Martin Manera, Präsident des Konsortiums „Lignano Holiday“. Italien drängt auf die rasche Einführung des europäischen Impfpasses.
Viele Anfragen für einen Urlaub in Lignano seien von Kärntnern, Steirern und Bayern eingetroffen. Besonders gefragt seien Ferienwohnungen für Familien. „Die Reservierungen treffen allmählich ein. Kunden schätzen, dass sie ihre Buchungen ohne Konsequenzen absagen können. Die Menschen hungern nach Sonne, Meer und Urlaub“, so Enrico Guerin, Sprecher der Hoteliers von Lignano. Die Hoteliers seien auch schon dabei, Saisonarbeiter anzustellen.
Unsicherheit besteht über den Beginn der Sommersaison. Bis zum 30. April ist ganz Italien eine „Rote Zone“ mit strengen Restriktionen, geschlossenen Geschäften und Lokalen. Noch unklar ist, ob die Regierung im Mai bei voranschreitender Impfkampagne die Maßnahmen lockern wird, wie es im vergangenen Jahr der Fall war. Im vergangenen Sommer hatte die Touristikbranche zwar erst Ende Juni starten können, die Sommermonate erwiesen sich aber dank der starken Nachfrage von Urlaubern aus dem In- und Ausland als positiv.