Italiens Kunststädte sehnen sich nach ihren Touristen. Zu Ostern, einst Beginn der touristischen Saison in "Bella Italia", sind nicht einmal italienische Reisende unterwegs. Ganz Italien ist eine rote Zone mit strengen Restriktionen.
Venedig, einstiger Magnet des globalen Massentourismus, ist menschenleer, auf den Gassen sind lediglich wenige Einheimische zu sehen, die so schnell wie möglich ihre Einkäufe erledigen. Die Gondeln stehen still, die Cafes am Markusplatz sind geschlossen.
Der einstige Tummelplatz für Ausländer aus aller Welt und Lieblingsziel des Kreuzfahrttourismus liegt brach. Die Vaporetti, die sonst überfüllten Wasserbusse am Canal Grande, verkehren fast leer. Der Markusdom steht nur Gläubigen offen, die beten wollen. Am Weg vom Bahnhof Santa Lucia bis zum Markusplatz sind unzählige Geschäfte geschlossen. Die Schaufensterbeleuchtungen glamouröser Luxusshops von Modebrands wie Armani sind ausgeschaltet. Wenige Imbisse locken vergebens mit Panini und Pizza. Die Souvenirstände sind verschwunden.
Keine Kreuzfahrtschiffe in Venedig
Lediglich zehn Hotels sind derzeit in der Stadt offen. Die Hotels erleben schwierige Zeiten wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Die Hoteliers, die bereits nach der Flutwelle im Oktober 2019 schwere Verluste erlitten haben, wurden von der Pandemie in die Knie gezwungen. Wenige Hotelinhaber nutzen die ruhige Zeit, um ihre Häuser zu renovieren. Unzählige Ressorts mussten ihre Mitarbeiter auf Kurzarbeit mit null Prozent Arbeitsleistung stellen.
Venedig droht jetzt auch der Verlust der Kreuzfahrttouristen. Der italienische Ministerrat hat am Mittwochabend ein Dekret verabschiedet, mit dem Kreuzfahrtschiffe aus Venedig verbannt werden. Ein Terminal für große Schiffe soll außerhalb der Lagune entstehen, teilte Kulturminister Dario Franceschini mit. "Auf diesen Beschluss warteten wir bereits seit Jahren", sagte der Minister. Auf diese Weise solle ein historisches und kulturelles Erbe nicht nur Italiens, sondern der ganzen Welt geschützt werden.
Ruhiges Rom
Schwierig ist auch die Lage in Rom. Die Ewige Stadt mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern ist zu einer ruhigen, überschaubaren Metropole geworden. Der chaotische Verkehr und die bunten Touristenmassen, die sich durch die Innenstadt wälzten, sind vergessen. Eine beinahe feiertägliche Stille liegt über der Hauptstadt.
Der Lärm und die Vitalität Roms, die seit jeher Besucher aus aller Welt faszinieren, sind zum Erliegen gekommen. Dafür ist die Innenstadt bei dem strahlenden Frühlingswetter noch attraktiver als sonst. Der bisher von Menschenmassen stets belagerte Trevi-Brunnen erstrahlt in all seiner barocken Schönheit. Lediglich ein paar Polizisten sorgen dafür, dass sich niemand dem Becken nähert. Die Spanische Treppe, vor der Pandemie von lärmenden Touristen in Beschlag genommen, zeigt sich gespenstisch leer. Wenige Fußgänger eilen rasch vorbei.
Die rigorosen Restriktionen in Rom haben spürbare Auswirkungen auf den Alltag. Dank dem stark reduzierten Privatverkehr hat sich die Luftqualität wesentlich gebessert. Tief kann man jetzt die milde Frühlingsluft einatmen, während man durch das Stadtzentrum streift. Das von chronischen Müllentsorgungsproblemen gequälte Rom steht dieser Tage in Sauberkeit den nordeuropäischen Metropolen in nichts nach. Die Bediensteten der Müllentsorgungsgesellschaft AMA sind im Dauereinsatz, um die Straßen zu reinigen. Sauberkeit und Hygiene sind in Zeiten der Pandemie oberstes Gebot.
Strenge Regeln
Rom entdeckt sich auch als durchaus sichere Stadt. Polizei und Militärs patrouillieren rund um die Uhr und kontrollieren, dass die Geschäfte und Lokale auch wirklich geschlossen halten und dass niemand nach 22.00 Uhr durch die Straßen streift, denn es gilt ein Ausgangsverbot bis 5.00 Uhr. Es sind schwierige Zeiten für Taschendiebe und Kleinkriminelle, die im täglichen Trubel und dem Massentourismus das ideale Ambiente für ihre "Geschäfte" fanden.
Vom 3. bis zum 30. April wird ganz Italien zur Rote Zone mit strengen Restriktionen und Teil-Lockdown, beschloss die Regierung um Premier Mario Draghi am Mittwochabend. Sollten die Infektionszahlen bis Ende April stark zurückgehen, könnte der Ministerrat eine Lockerung der Restriktionen beschließen. Der Sommer ist für die Italiener noch in weiter Ferne.