Bettina Glatz-Kremsner wird nur noch für ein Jahr an der Spitze der Casinos Austria-Gruppe stehen. Das ist nach einer Sitzung des Aufsichtsrates am Dienstagnachmittag fix. Glatz-Kremsner, immerhin seit 30 Jahren bei den Casinos, hat dem Gremium mitgeteilt, dass sie ihr Vorstandsmandat nicht verlängern will. Die 58-Jährige hatte bereits vor wenigen Wochen bei einem Pressegespräch erklärt, gerade die härtesten Jahre ihrer Karriere durchzumachen. Der lange Machtpoker um die Casinos, die größte politische Affäre der Zweiten Republik und die brutalen Folgen der Pandemie dürften die Beschleuniger für ihren Ausstieg sein.
Wirtschaftlich hat der Casinos-Konzern 2020 nur durch Einmaleffekte die schwarze Null gerettet. „Das abgelaufene Geschäftsjahr war das herausforderndste in der gesamten Unternehmensgeschichte,“ so Glatz-Kremsner. Es sei enorm schwierig gewesen, wirtschaftlich auf Kurs zu bleiben. Glatz-Kremsner hatte vor einem Jahr auch das größte Restrukturierungspaket der Firmengeschichte in die Wege geleitet, durch das 500 Stellen gestrichen werden.
Angeschlagene Staatsholding
Während die Nachricht von Glatz-Kremsners angekündigtem Ausscheiden dem tschechischen Mehrheitseigentümer Sazka sehr gut zu Pass kommen dürfte, hat die Republik Österreich mit ihrer in der öffentlich schwer angeschlagenen Staatsholding Öbag nun allerdings das Problem, einen passenden Nachfolger für die Casinos-Chefin zu finden. Durch die frühzeitige Information bleibe dem Aufsichtsrat dafür ein volles Jahr Zeit, betont man bei den Casinos. Mit Glatz-Kremsner verliert die Republik jedenfalls ein Casinos-Urgestein. Seit mehr als 30 Jahren ist die 58-jährige in der Wiener Konzernzentrale am Rennweg, seit zehn Jahren ist sie im Vorstand.
Der jahrelange Poker um die Casinos-Anteile, bei dem die Republik zwar gerade noch ihr Gesicht wahren konnte, letztlich aber gegenüber Sazka den Kürzeren zog, brachte ihr vor zwei Jahren den Karrierehöhepunkt. Glatz-Kremsner wurde Vorstandsvorsitzende
Geänderte politische Vorzeichen ...
Allerdings änderten sich da schon die politischen Vorzeichen. Waren die Casinos lange die perfekte Drehscheibe für ansehnliche Karrieren in den Farben schwarz oder rot gewesen, wendete sich das Blatt spätestens mit der von der FPÖ durchgesetzten Bestellung Peter Sidlos zum Vorstand völlig. Der Casino-Konzern fand sich infolge des Ibiza-Videos im Zentrum der größten politischen Turbulenzen der Zweiten Republik wieder. Noch immer ermitteln der Untersuchungsausschuss und die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), wer wie durch politischen Einfluss vom Glücksspielkonzern profitieren wollte.
Auch Bettina Glatz-Kremsner wird als Beschuldigte geführt - es gilt die Unschuldsvermutung - nachdem sie im Sommer 2020 bestritten hatte, dass ihre Bestellung mit ihrem Engagement in der ÖVP und dem engen Kontakt zu Bundeskanzler Sebastian Kurz etwas zu tun haben könnte. Nun steht der Verdacht der Falschaussage im Raum. Robert Chvatal, Chef der Sazka Group streut der Managerin Rosen, lässt aber auch durchblicken, dass man von der ÖBAG jetzt höchste Professionalität erwartet. Der Aufsichtsrat könne jetzt die Suche nach einem Nachfolger oder Nachfolgerin mit starker Branchenerfahrung aktiv werden, „damit dieser oder diese möglichst rasch die Führungsaufgabe im Unternehmen in diesen schwierigen Zeiten aufnehmen kann“. Chvatal, der auch Vizepräsident des Aufsichtsrates ist: „Der professionelle Übergabeprozess ist für uns sehr wichtig.“
Claudia Haase