Bereits die Entstehungsgeschichte der Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) verlief turbulent. Der Gesetzesentwurf für die neue Struktur - die die ungeliebte, häufig als "Murkskonstruktion" abqualifizierte Vorgänger-Holding Öbib abgelöst hatte - wurde am Nationalfeiertag 2018 öffentlich. Bis zur tatsächlichen Umwandlung dauerte es dann noch bis Mitte Februar 2019. Die ÖBAG soll ein "aktives Beteiligungsmanagement" betreiben, so die Leitlinie des damaligen Finanzministers Hartwig Löger (ÖVP). Durch die Reform, den Umbau der bisherigen ÖBIB zur ÖBAG, ist die Staatsholding wieder in eine Aktiengesellschaft zurückverwandelt worden, wie es schon die frühere ÖIAG bis 2015 war, und die Zahl der Beteiligungsunternehmen wurde größer. Zu den Staats-Beteiligungen an Post, OMV, Casinos Austria und Telekom Austria stieß nun die staatliche Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) dazu. Außerdem verwaltet die ÖBAG künftig den Staatsanteil am Verbund.
Damals, am 21. Februar 2019, wurde auch der Alleinvorstand für die ÖBAG ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist lieg bis 21. März 2021. Als neuer Chef wurde aber bereits zuvor wiederholt Thomas Schmid, damals noch Generalsekretär im Finanzministerium, gehandelt. Am 27. März 2019 folgte dann tatsächlich seine Bestellung, bereits damals wurde Postenschacher-Kritik laut. Schmid betonte im Juli 2019: "Die ÖBAG ist die zeitgerechte Antwort auf die Anforderungen des derzeitigen Wirtschaftslebens." Der ÖBAG gehe es "im Allgemeinen um eine Standortstärkung, eine Stärkung der österreichischen Hauptquartiere der Beteiligungsunternehmen und eine Stärkung des Forschungs- und Entwicklungsstandortes Österreich über den Kapitalmarkt". Der Fokus liege auf den Beteiligungsunternehmen, aber auch Zukäufe sind nicht ausgeschlossen.
Das Beteiligungsportfolio der ÖBAG ist durchaus bemerkenswert und umfasst elf staatliche Beteiligungen mit einem Gesamtwert von rund 26,6 Milliarden Euro (Stand 31.12.2020) - die Unternehmen sichern laut IHS-Studie 135.000 Arbeitsplätze (direkt beschäftigt sind 39.000 Menschen, indirekt knapp 53.000 und induziert an die 44.000). Die Beteiligungen reichen von der Österreichischen Post AG über die OMV AG, die Telekom Austria AG, die Casinos Austria AG, die BIG-Bundesimmobiliengesellschaft, die APK Pensionskasse, die FIMBAG, die GKB-Bergbau, die IMIB und Schoeller-Bleckmann GmbH. Die Verbund AG wird von der ÖBAG für das Finanzministerium gemanagt.
Für den Staat sind die Dividenden-Einnahmen durch die Beteiligungen von großer Bedeutung. Im November 2020 hatte die Hauptversammlung der ÖBAG die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 480 Millionen Euro (im Jahr davor waren es 370 Millionen Euro) an das Finanzministerium beschlossen. "Die Beteiligungs-Unternehmen der ÖBAG haben 2019 sehr gut gewirtschaftet und sind bislang insgesamt gut durch die Krise gekommen", sagte ÖBAG-Vorstand Thomas Schmid damals.