Verfaulende Balken, feuchte Dämmstoffe oder undicht gewordene Dächer sind das Horrorszenario für jeden Hausbesitzer. Und ob die Gefahr eines Schadens besteht, ist in der Regel erst sehr spät sichtbar. Häufig gibt es dann keinen anderen Ausweg, als das alte Dach abzutragen. "Hätte man schleichende Feuchtigkeit zum Beispiel rechtzeitig erkannt, hätte man den Schaden beheben und das Dach vielleicht noch viele Jahre nutzen können", sagt Christof Surtmann, Geschäftsführer der in Völkermarkt angesiedelten RPM Gebäudemonitoring, die Teil der FP-Unternehmensgruppe, einem Spezialisten für Gebäude-Außenhüllen, ist.
Und genau da setzt ein von der FP-Unternehmensgruppe gemeinsam mit einem Forschungsteam des Fraunhofer Austria Innovationszentrums KI4LIFE in Klagenfurt entwickeltes neues Verfahren an. Die Kombination von moderner Sensorik mit Methoden der künstlichen Intelligenz ergeben ein innovatives Diagnose-Tool, welches die Situation eines Daches automatisch bewertet und rechtzeitig vor möglichen Schäden warnt. Ein "digitales Dach" quasi, das dem Hausbesitzer mehr Sicherheit bringen soll, so Surtmann. Beeinflusst werde die Feuchtigkeit unter dem Dach von vielen Faktoren. So würden Flachdächer anders auf Witterung reagieren, als Steildächer, und Dächer mit Photovoltaik-Anlagen anders, als Dächer ohne.
"Bau ist die Branche mit dem meisten Müll"
"Im Zweifelsfall hat man bisher immer für den Abriss entschieden, wenn der Verdacht bestand, dass die Feuchtigkeit den Kampf gewonnen haben könnte. Das ist eine unglaubliche Verschwendung. Der Bau ist mittlerweile die Branche, die den meisten Müll erzeugt. Im Fall von Dachkonstruktionen wurde bisher leider oft abgerissen, weil man keine objektive Beurteilung kritischer Größen der Feuchtigkeit hatte", sagt Otmar Petschnig, Geschäftsführer der FP-Unternehmensgruppe.
Kriterium für Errichtung von PV-Anlagen
Im Rahmen des Forschungsprojektes habe man kritische Größen für alle Dämmmaterialien bestimmt. Sie würden die Grundlage für eine messtechnische und nicht bloß gefühlte Beurteilung des Zustands der Dachkonstruktion sowie deren Fähigkeit zur Rücktrocknung bilden. Auch vor der Errichtung von Photovoltaik-Anlagen sei es wesentlich, über den genauen Zustand eines Daches Bescheid zu wissen. Denn PV-Anlagen würden zu Schatten und damit zu einem anderen Temperaturverlauf führen.
Für Eva Eggeling, Leiterin des Fraunhofer Innovationszentrums KI4LIFE, ist das Projekt noch aufgrund eines weiteren Aspekts interessant: "Es beweist für mich, dass Methoden der Künstlichen Intelligenz für mittelständische Unternehmen relevant sein können." KI4LIFE habe sich deshalb zum Ziel gesetzt, KMU aktiv bei der Anwendung solcher Methoden zu unterstützen.
Astrid Jäger