Die Erholung der österreichischen Industrie hat sich nochmals weiter gefestigt. Ein wahrer Auftragsboom aus dem In- und Ausland löste eine kräftige Ausweitung der Produktion aus. Der Job-Aufbau beschleunigte sich erneut deutlich, erklärte die Bank Austria am Montag zu dem von ihr errechneten Einkaufsmanagerindex, der im März auf den zweithöchsten Wert seit Beginn der Erhebung 1998 geklettert ist. Probleme bereiten der Industrie Lieferengpässe und Kostenanstiege.
Der Anstieg des Index auf 63,4 Punkte - nach 58,3 Zählern im Februar - signalisiere unbeachtet der bestehenden Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine starke Beschleunigung des Aufschwungs in der heimischen Industrie, erklärte Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Erholung stütze sich auf die erneut besseren internationalen Bedingungen für die stark exportorientierte Industrie in Österreich. In ganz Europa befinde sich die Industrie im Aufwärtstrend, im Euroraum habe der Indikator im März sogar ein neues Allzeithoch erreicht.
Probleme durch Lieferengpässe
Einziger Wermutstropfen seien zunehmende Probleme durch die Verschärfung der Lieferengpässe in Kombination mit stark steigenden Kosten für Vormaterialien und Rohstoffe. Die Lieferzeitverlängerung sei die massivste seit Beginn der Erhebung und der Kostenanstieg der stärkste seit zehn Jahren, so Bruckbauer.
Zum Anstieg des Index hätten im März alle Teilkomponenten beigetragen - der stärkste Impuls sei von der verbesserten Auftragslage gekommen, erklärte Ökonom Walter Pudschedl in einer Aussendung. Erstmals seit dem Rebound nach dem ersten Lockdown habe für den Aufwind im Neugeschäft die Inlandsnachfrage mehr Antrieb geliefert als die Exportnachfrage. Die höhere Nachfrage und mehr Zuversicht über die Nachhaltigkeit der Erholung hat die Betriebe den Experten zufolge zu einer deutlichen Ausweitung der Produktion veranlasst.
Erstmals in der laufenden Erholung sei der Produktionsanstieg auf breiter Basis erfolgt, erstmals hätten neben den Vorleistungsgütern auch die Konsumgüter zugelegt. Trotz des Produktionsplus seien die Auftragsrückstände im Rekordtempo gewachsen. Wegen der Lieferprobleme bei Vormaterialien und Rohstoffen habe die Erzeugung nicht so rasch ausgeweitet werden können wie gewünscht. "Insbesondere der Engpass bei Aluminium, Kupfer, Stahl sowie chemischen Produkten und elektronischen Teilen zum Teil aufgrund von Transportkapazitätsproblemen verlängerte die Lieferzeiten auf beiden Seiten der Lieferkette mit neuem Rekordtempo", so Pudschedl.
Tempo des Jobaufbaus erhöht
Neue Jobs geschaffen wurden von der Industrie nun schon den dritten Monat in Folge - und das Tempo des Jobaufbaus hat sich zuletzt sogar stark erhöht. Das Beschäftigungsplus blieb aber etwas hinter der Produktionsausweitung zurück, sodass die Produktivität im Sektor im Schnitt erneut angestiegen ist, wie Pudschedl erläuterte. Schon seit zehn Monaten weist das Verhältnis des Produktionsindex zum Beschäftigtenindex auf eine Verbesserung der Produktivität in der heimischen Industrie hin, nachdem es zu Pandemie-Beginn zu einer schlagartigen massiven Verschlechterung gekommen war.
Die Arbeitslosenquote in der Industrie war im gesamten ersten Quartal mit knapp über 5 Prozent um rund einen halben Prozentpunkt höher als ein Jahr davor. Im März jedoch war die Arbeitslosenquote laut Bank Austria erstmals niedriger als im Vorjahresmonat, als der erste Lockdown verhängt wurde. Nach 4,9 Prozent im Jahresschnitt 2020 erwarten die Bank-Austria-Ökonomen für 2021 knapp über 4 Prozent Arbeitslosenquote in der Industrie. Das sei deutlich günstiger als in der Gesamtwirtschaft, für die man mit rund 9,5 Prozent rechnet.
Die stark gestiegenen Einkaufskosten konnten die Hersteller im März aufgrund des scharfen Wettbewerbs nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergeben. Daher habe sich trotz der stärksten Anhebung der Verkaufspreise seit zehn Jahren die Ertragslage der heimischen Industrie im Schnitt erneut verschlechtert, so Pudschedl.