Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) kritisieren in einer gemeinsamen Erklärung die verschärften Corona-Maßnahmen für Ost-Österreich. Die Maßnahmen seien aus Sozialpartner-Sicht "nicht praxistauglich": Das verpflichtende Tragen von FFP2-Masken bedeute massive Einschränkungen und in vielen Branchen, dass eine Umsetzung im betrieblichen Alltag unmöglich gemacht werde. Die Testungen im Handel seien neue Kundenbarrieren.
"Niemand zweifelt daran, dass das Tragen von FFP2-Masken wichtig für die Pandemiebekämpfung ist. Dabei muss aber die Arbeitsrealität der unterschiedlichen Berufsgruppen berücksichtigt werden", kommentieren ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und WKÖ-Präsident Harald Mahrer. "Bei einer Maskenpflicht brauchen Menschen auch ausreichend Pausen von der Maske oder man braucht engmaschige Testmöglichkeiten dort, wo FFP2-Masken aufgrund der körperlichen Belastung oder aus Sicherheitsgründen nicht möglich sind", so Katzian.
"Mutwillig neue Kundenbarrieren aufgebaut"
WKÖ-Präsident Mahrer äußert parallel dazu deutliche Kritik an den künftig vorgeschriebenen Testungen im Handel: "Aus der Idee der Eintrittstestungen um zu einer stufenweisen sicheren Öffnung zu kommen, wurde nun genau das Gegenteil konstruiert: ein Instrument zu einer stufenweisen Schließung. Auf diese Weise werden die Betriebe massiv in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt und mutwillig neue Kundenbarrieren aufgebaut."
Die beiden Sozialpartner-Spitzen zeigen sich verwundert über die fehlende Einbindung der Sozialpartner in die aktuellen Gespräche und Verhandlungen. Hier erwarte man, dass diese Gespräche in Hinblick auf die finale Ausgestaltung der angekündigten Maßnahmen so rasch wie möglich stattfinden. Seit Beginn unterstütze man die Bekämpfung der Pandemie intensiv und habe bisher wichtige Maßnahmen gemeinsam entwickelt und mitgetragen, wird versichert.
Auch von der Wiener Industrie kommt massive Kritik: Die geplante Ausdehnung der FFP2-Maskenpflicht auf alle Innenräume sei eine "Vollbremsung für produzierende Betriebe" und schlicht nicht praktikabel, sagt Stefan Ehrlich-Adàm, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Wien am Donnerstag in einer Aussendung. Denn mit der FFP2-Maskenpflicht würden "überzogene verlängerte Pausenintervalle" kommen - und damit werde der Produktionsprozess stetig unterbrochen und das Produktionsniveau und die Produktivität drastisch verschlechtert. "Völlig unrealistisch, dass die Betriebe - die derzeit ohnehin unter verschärftem Kostendruck stehen - das kurzfristig umsetzen können. Das Produktionsniveau würde einbrechen, die Kosten hochschnellen", warnt Ehrlich-Adàm.
Die Wiener Produktionsbetriebe seien nicht die "Hotspots der Ansteckung". In vielen Betrieben seien regelmäßige Tests, das Tragen von Mund-Nasenschutz und die Empfehlung, beim Verlassen des Arbeitsplatzes FFP2-Masken zu tragen, Standard. Wegen der Entwicklung der Pandemie sei die Verschärfung der Maßnahmen zwar grundsätzlich verständlich. Trotzdem dürfe dabei die Realität nicht aus den Augen verloren werden.