Noch ist es Zukunftsmusik, doch die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Laut Impfstrategie sollen neben den kommunalen und öffentlichen Impfstellen und den Hausärzten auch Unternehmen bei der Verabreichung des Vakzins eine Schlüsselrolle einnehmen – sobald genügend davon vorhanden ist. In den vergangenen Wochen wurde in allen Bundesländern – zentral durch die Wirtschaftskammern – erhoben, welche Betriebe sich dazu bereit erklären, Impfstraßen hochzuziehen, um Mitarbeiter, im Bedarfsfall aber auch Familienangehörige der Belegschaft oder auch Bürger der jeweiligen Gemeinden zu impfen.
Angefragt wurden alle Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern, weil ab dieser Größe ein Betriebsarzt vorgeschrieben ist. Was sich schon sagen lässt: Die Bereitschaft ist sehr stark ausgeprägt. So haben sich in der Steiermark 325 Unternehmen mit einer Abdeckungsmöglichkeit von 95.000 Personen gemeldet, betont der steirische WK-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Logistik stehe bereit, „diese Unternehmen würden das über ihre vorhandene betriebliche Infrastruktur abwickeln“. Wann es losgehen könnte? „Alles hängt von der Verfügbarkeit der Impfstoffe ab.“
In Kärnten könnten theoretisch in mehr als 100 Betrieben mit jeweils mehr als 200 Mitarbeitern Impfstraßen errichtet werden, so Meinrad Höfferer, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten. Das wären dann im Idealfall rund 50.000 Mitarbeiter, die geimpft werden. Und große Betriebe wie Infineon, Flex, Mahle oder die Treibacher Industrie AG hätten bereits Interesse angemeldet.
„Wir würden die Möglichkeit der Einrichtung einer Impfstraße in unserem Unternehmen sehr begrüßen und sind gerne bereit, hier einen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie zu leisten“, heißt es konkret seitens der Treibacher Industrie AG.
"Fürchten sonst Wettbewerbsnachteile"
Über die Betriebsärzte könnten die Impfungen dann relativ schnell organisiert werden, sobald Impfstoff zur Verfügung stehe, so Höfferer. Er hofft, dass dies bis Ende April bzw. Anfang Mai der Fall sein werde. Eine weitere Forderung, über die die Wirtschaftskammer mit dem Land Kärnten verhandle, sei das Vorziehen der Impfung für Schlüsselkräfte in Firmen. Dabei gehe es um rund 2500 Personen in Großunternehmen, aber auch in Kleinstbetrieben.
„Wir fürchten sonst Wettbewerbsnachteile gegenüber Unternehmen in Ländern, wo bereits geimpft wird“, sagt Höfferer. „Bei einem Exportanteil von mehr als 80 Prozent ist das essentiell. Es entsteht ein Nachteil gegenüber globalen Wettbewerbern, die uns beim Impfen voraus sind“, bestätigt Joachim Hohenwarter von der Treibacher Industrie AG.
Unternehmen haben Pläne bereits fertig
Die Modelle sind vielseitig, so haben sich Unternehmen in Regionen zusammengeschlossen – das heißt, dass etwa eine gemeinsame Impfstraße für drei Betriebe eingerichtet wird. Fertige Pläne hat der Handel parat. Spar-Konzernchef Fritz Poppmeier verwies zuletzt auf ein „umfassendes Impfkonzept, das für die 48.000 Spar-Mitarbeiter ausgearbeitet wurde“. Damit könne man „auch modular an die Möglichkeiten, die das jeweilige Bundesland hat, andocken“, so Poppmeier.
Die Handelskette Hofer erklärt, „sämtliche Vorbereitungen getroffen zu haben, um so früh wie möglich mit den Impfungen starten zu können. Wir arbeiten intensiv daran, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ehestmöglich eine Impfung anbieten zu können.“ Diese würden dann österreichweit direkt in den Betrieben durchgeführt. Der Rewe-Konzern indes befindet sich, wie auf Anfrage mitgeteilt wird, „bezüglich Impfstrategie für unsere Mitarbeiter in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, was die Zuteilung und Organisation der Impfstoffe betrifft“.
Großunternehmen wie Magna Steyr in Graz gelten als wichtige Drehscheiben. Günther Apfalter, Präsident von Magna Europa und Asien, erklärt im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Wenn Impfstoff zur Verfügung steht, können wir gerne helfen und uns selbst um das Verimpfen im Unternehmen kümmern, logistisch sind wir dafür jedenfalls gut aufgestellt.“ Insbesondere für die zahlreichen exportstarken Industrieunternehmen, deren Schlüsselkräfte von Reisen rund um den Globus abhängig sind, sei ein zügiger Impffortschritt von zentraler Bedeutung.