Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), der vor dem Antritt seines Ministeramts im Jänner als Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS) tätig war, sieht die Frage, wer die Kosten der Coronakrise zahlen solle, noch länger nicht auf dem Tapet, wie er im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA) ausführte.
"Man hat nach der Finanzkrise gesehen, dass zum Teil automatisch durch Wachstum die Staatsschulden geringer werden, wenn man die Defizite im Griff hat. Wir sind auf einem Niveau der Staatsverschuldung wie nach der Finanzkrise, die Staatsschulden sind nicht ins Unermessliche gestiegen", sagte der Arbeitsminister. Mittelfristig müsse man die Staatsschulden natürlich wieder zurückführen, aber das sei weniger akut als nach der Finanzkrise, weil die Zinsen derzeit geringer sind. "Wir haben einen gewissen Spielraum, das wird nicht auf Dauer sein, aber der Spielraum ist da."
"Das Geld ist im Wirtschaftskreislauf"
In der Coronakrise habe der Staat viel Geld ausgegeben, um durch Hilfsmaßnahmen für Unternehmen und Beschäftigte das Einkommen zu sichern - im Unterschied zur Finanzkrise, wo mit den Staatshilfen Bilanzlöcher gestopft wurden, so Kocher. "Das Geld ist im Wirtschaftskreislauf, es wird im Moment noch nicht genug ausgegeben, weil es Unsicherheit und behördliche Schließungen gibt." Daher spreche einiges für einen steileren Aufstieg der Wirtschaft nach der Pandemie als nach der Finanzkrise. "Dann gibt es vielleicht gar nicht so die große Notwendigkeit über das Bezahlen von Krisenkosten rasch direkt nachzudenken. Für die Konjunktur wäre es nicht gut, wenn wir gleich nach der Krise, wenn es einen leichten Aufschwung gibt, schon über Steuererhöhungen oder über Sparpakete diskutieren", so der Arbeitsminister. Es gehe darum konjunkturgerecht rauszukommen und dann werde man sehen, wo wir in ein bis zwei Jahren stehen. "Dann wird die Diskussion entweder obsolet sein, oder wir müssen sie führen."
Für Transparenz bei Lohn und Gehältern
Mit Lohn- und Gehaltstransparenz hätte Kocher kein Problem. "Für mich persönlich spricht wenig gegen Transparenz", sagte er. "Was die Lohnschere zwischen Frauen und Männern betrifft, braucht es weitere Überlegungen. Einkommenstransparenz ist ein Aspekt." An seinem vorherigen Arbeitsplatz im IHS sei der Einkommensbericht immer im Intranet veröffentlicht worden. Einkommensberichte zeigen Gehaltsunterschiede von Männern und Frauen auf. "Es geht darum, dass Unternehmen über das Thema diskutieren. Bei kleinen Firmen ist das aber manchmal schwierig wegen des Datenschutzes." Kochers eigenes Einkommen sei mit dem Wechsel vom IHS in die Regierung in etwa konstant geblieben, sagte er zur APA.
Die Zweiteilung des Home-Office-Pakets in einen steuer- und einen arbeitsrechtlichen Teil im Parlament sei einfach praktikabel gewesen und habe keinen inhaltlichen Grund gehabt. "Der Steuer-Teil wirkt rückwirkend und der arbeitsrechtliche Teil wird voraussichtlich nächste Woche im Parlament beschlossen und gilt ab 1. April."
Asylwerber: Warten auf Höchstgericht
Angesprochen auf die jüngst vom Verfassungsgerichtshof von Amts wegen begonnene Prüfung von zwei Erlässen seiner Vorgänger, wonach Asylwerber während des Asylverfahrens nur als Saisonarbeiter arbeiten dürfen und ihnen der Zugang zur Lehre verwehrt wurde, will Kocher nun erst einmal die Entscheidung des Höchstgerichts abwarten. "Dann werden wir uns ansehen, wie wir damit umgehen. Ich glaube es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass relativ viele Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte arbeitslos sind. Es ist unsere Priorität, diese in Arbeit zu bringen."