Der Wettbewerb im Energiebereich hat sich in Österreich nach Einschätzung des Regulators E-Control in den vergangenen Jahren belebt. Mittlerweile sind in Österreich 155 Strom- und 50 Gaslieferanten tätig, knapp 60 bzw. 30 davon bundesweit. Wo die Preise hoch seien, gebe es höhere Wechselraten, sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch am Montag. Grosso modo sieht man das Strompreisniveau für die nächsten Jahren unverändert. Die Ökostromkosten würden aber steigen.
Der Gesamtpreis für einen typischen Strom-Haushalt ist in den vergangenen fünf Jahren bei allen lokalen Anbietern gestiegen, im gewichteten Mittel um fast 9 Prozent - bei Gas dagegen sank der Gesamtpreis um bis zu 12 Prozent, so Urbantschitsch. Im Osten sei der Wettbewerb stärker etabliert als im Westen, lasse sich aus den Wechselzahlen ablesen. Wichtigstes Preisvergleichs-Tool sei der Tarifkalkulator der E-Control, der auch künftig Relaunches unterzogen werde. Nach wie vor sei die Energiewirtschaft so miteinander verflochten, dass es Wettbewerb nur schaumgebremst gebe. Vermehrt werde sich der Wettbewerb vom Preis wegbewegen, sobald weitere Produktdifferenzierungen dazukommen.
Mit dem weiteren Roll-Out der "intelligenten Stromzähler" werde es mehr dynamische Preise geben, wie sie neue Geschäftsmodelle vorsehen würden. Derzeit liege die Smart-Meter-Ausrollung in Österreich aber erst bei rund 30 Prozent. Er gehe von substanziellen Fortschritten in den nächsten zwei, drei Jahren aus. All jene, die sich jetzt schon einen Smart Meter wünschen, sollen diesen auch innerhalb von ein paar Wochen erhalten, denn diese Geräte seien etwa ja auch Voraussetzung für die neuen Energiegemeinschaften.
Die Zahl der Strom- und Gasabschaltungen bei Haushaltskunden hat sich zuletzt, bis Jänner dieses Jahres, auf einem niedrigem Niveau eingependelt, das erheblich geringer als in der Zeit vor der Krise ist, so Urbantschitsch in einem Pressegespräch. Bis Juni vorigen Jahres galt ja ein freiwilliger Verzicht der Branche auf Abschaltungen sowie auch ein Mahnspesenverzicht. Zunächst kam es danach in den Herbst hinein zu einem Anstieg der Abschaltungen, dann aber zu einem Rückgang. Vermutlich hätten die Kunden letztlich ihre Rechnungen doch bezahlen können, eventuell hätten sich auch die Energieunternehmen in Zurückhaltung geübt.
Ökostrom: SPÖ pocht auf 100-Euro-Deckel
Durch den geplanten Ökostrom-Ausbau würden die Ökostromkosten natürlich steigen, sagte E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer. Für heuer bezifferte er die Ökostromkosten für einen durchschnittlichen Haushalt mit 110 Euro, auf Basis der diesbezüglichen Verordnung. Für das Jahr danach seien wohl 130 Euro möglich. Für das Vorjahr hatte die Prognose auf 91 Euro gelautet, die genaue Rechnung steht noch aus. Abhängig ist die Förderung vom Marktpreis, sie gilt die Differenz ab. Die Förderung ergebe sich aus dem Ökostromgesetz, so Urbantschitsch: "Die E-Control entscheidet nicht, wer unter welchen Umständen wie viel für Ökostrom zu bezahlen hat."
Die SPÖ pocht für ihr Ja zum Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) im Parlament auf einem 100-Euro-Deckel. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte im Radio auf die Bandbreite von 80 bis 120 Euro der jährlichen Ökostromkosten verwiesen und gemeint, selbst wenn man jetzt beim Ausbau den Turbo zünde, würden es "nicht viel mehr als 20 Euro drauf" sein. Das seien dann umgerechnet 1,50 Euro plus/minus im Monat für einen Haushalt, dafür, dass alle gemeinsam an der Klimaschutzzukunft bauen würden.
Fokus auf Versorgungssicherheit
Mit dem Vormarsch der E-Autos werde die Stromproduktion Schritt halten, versicherte Eigenbauer. Mengenmäßig sei das "kein Problem". Bis zum Jahr 2030 solle die Erzeugungskapazität in Österreich ja um 27 Terawattstunden (TWh) ausgebaut werden, und bei 30 Prozent E-Auto-Anteil 2030 brauche man nur 4 bis 6 TWh Strom zusätzlich. Wenn fast alle zeitgleich laden wollen, sei das Problem die installierte Leistung, nicht die Strommenge. Deshalb, so Urbantschitsch, sollten auch im Wohnbau und in den Garagen Ladestationen errichtet werden, ebenso in der Nähe von Arbeitsplätzen. Mit dem E-Control-Portal über alle öffentlichen Ladestellen sei Österreich ein Vorreiter, aktuell seien 113 Betreiber mit 3.600 Ladestellen (mit knapp 8.000 Ladepunkten) registriert.
Die installierte thermische Kraftwerksleistung in Österreich ist seit Anfang 2016 von damals 7.768 Megawatt (MW) um 1.380 MW gesunken, zugleich wurde die Leistung bei PV auf 2.000 MW verdoppelt und bei Windkraft wuchs sie von 2.500 auf 3.200 MW, so Eigenbauer. Wegen der Versorgungssicherheit könne sich der kalorische Bereich aber nicht unendlich zurückziehen. Im Jahr 2030 würde man schon 6.000 MW kalorisch benötigen, auch wenn diese Anlagen dann nur noch 10 TWh statt 15 TWh im Jahr erzeugen. An Wasserkraft stehe nach wie vor 14.600 MW Leistung zur Verfügung, dabei hätten Speicherkraftwerke von knapp 8.000 auf 8.800 MW zugelegt.
Neuer Vorstand
Insgesamt sei in Österreich die installierte Leistung heute um 1.400 MW höher als vor fünf Jahren. Sie betrage nun 26.187 MW und verteile sich auf mehr als 150.000 Anlagen - 97 Prozent davon seien kleine PV-Anlagen. Vor zwanzig Jahren seien drei Viertel aller Anlagen Wasserkraftwerke gewesen, und es habe etwa so viele PV-Anlagen wie Wärmekraftwerke gegeben. Für die Netzstabilität seien die Kosten trotz gleicher Mengen in den letzten Jahren gesunken, das sei eine Erfolgsstory, so Eigenbauer. 2015 mussten noch 143 Mio. Euro für die gesamte Regelreserve aufgewendet werden, vergangenes Jahr nur mehr rund 44 Mio. Euro.
Mit dem Pressegespräch zog das E-Control-Vorstandsduo Urbantschitsch/Eigenbauer Bilanz über seine fünfjährige Funktionsperiode. Urbantschitsch wird dem E-Control-Vorstand weiter angehören, ab 24. März gemeinsam mit dem Energieexperten Alfons Haber.