Von "fast erpresserischen Methoden" spricht MAN-Steyr-Arbeiterbetriebsrat Erich Schwarz, weil die Konzernzentrale in München beim Verkauf des Werks in Steyr derart auf das Tempo drücke. Sollte es nicht schnell zu einer Einigung mit Investor Siegfried Wolf kommen, sei die Schließung des Standorts die einzige Alternative, hieß es am Wochenende. Dies bezeichnete der Belegschaftsvertreter am Montag mit einer "Friss-oder-stirb"-Mentalität, eine Dringlichkeit sehe er nicht.
Am 24. März, so der aktuelle Zeitplan, werden jedenfalls in einer Vollversammlung die rund 2300 Mitarbeiter informiert, unter welchen Bedingungen Wolf die Firma übernehmen will. Mit ein "Knackpunkt" für Schwarz sind die Verbindungen von Wolf zur russischen Automobilfirma GAZ-Gruppe und dem Oligarchen Oleg Deripaska. Die Sanktionen der USA gegen Russland sieht er als "Gefahr", nachdem GAZ Teile an Steyr liefern soll.
"Wolf will bei Null anfangen"
Außerdem sieht er Wolfs Plan "bei Null anfangen zu wollen" als Herausforderung. Das könne nicht "im Schnellverfahren" durchgezogen werden, wie es aber offensichtlich geplant sei. Nachdem noch bis Herbst in Steyr "uneingeschränkt für MAN produziert wird", sei noch ausreichend Zeit. Nicht zuletzt auch, um auf ein weiteres Angebot zu warten. Dem Vernehmen nach plant eine Gruppe unter der Federführung des Linzer Unternehmers Karl Egger (KeKelit), die von der Anwaltskanzlei Lansky/Ganzger beraten wird, ein "Green Mobility Center" mit Schwerpunkt E-Mobilität. Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun sollen mit an Bord sein.
Laut Siemens handelt es sich offenbar um ein "Missverständnis": "Der Erhalt und die Stärkung des Industrie- und Wirtschaftsstandortes Österreich, sowie damit notwendiger Weichenstellungen sind regelmäßig Inhalt der Gespräche mit diversen Stakeholdern. In die konkreten Verhandlungen und Gespräche im Zusammenhang mit dem MAN-Standort in Steyr ist GD Wolfgang Hesoun nicht eingebunden oder involviert."
Steyr-Werk soll 2023 geschlossen werden
MAN plant im Rahmen eines konzernweiten Sparprogramms das Werk in Steyr 2023 zu schließen. Belegschaft und Politik pochen darauf, dass der Standort rentabel sei und dass es Standortsicherungsverträge gebe. Diese hätten den Bestand bis 2030 eigentlich garantieren sollen, dies wurde von MAN aber aufgekündigt. Seit die Sparpläne der Mutter bekannt geworden sind, wird um eine Lösung für Steyr gerungen.