Im Jänner ging es bei der Aktie Gamestop Auf und Ab. Gehandelt wurde vor allem mit Börsen-Apps. Auch bei Bux?
NILS-HENDRIK HÖCKER: Bei Bux haben wir die Aktie von Gamestop nicht im Angebot. Daher ist das Thema an uns vorbeigelaufen. Aber auch andere Aktien wurden damals stark gehandelt, wie Nokia oder Blackberry. Wir haben hier an den spezifischen Tagen, Ende Jänner, Anfang Februar durchaus ein erhöhtes Volumen gesehen.

Sind solche Entwicklungen ein gutes Signal für Trading-Apps oder schadet das eher dem Ruf von Aktien?

Ich glaube nicht, dass das schadet. Jeder Zweite hat heute das Gefühl, dass er nicht das Beste mit seinem Geld anfängt. Und neben der Immobilie gelten Aktien als das Anlageobjekt mit der höchsten Rendite. In Österreich kann sich nicht jeder eine Immobilie leisten. Und die Aktie ist da eine gute Alternative. Und es ist eine Generationenfrage. Die Millennials (Jahrgänge 1982-2000; Anm) und jüngere beschäftigen sich stärker mit der Frage, was man mit seinem Ersparten machen soll. Weil ja die traditionellen Anlageobjekte wie das Sparbuch und sogar manche Fonds schlichtweg nicht funktionieren wegen der Niedrigzinspolitik. Wir sind als Jugendliche und junge Erwachsene mit der Krise aufgewachsen. Das prägt natürlich.

Hatten Sie eigentlich je ein Sparbuch mit Zinsen?

Irgendwann hatte ich sicher ein Kindersparbuch. Ich kann mich auch erinnern, dass meine Mutter noch zum Bankschalter ging. Als ich angefangen habe, mein eigenes Geld von Schülerjobs zu verwalten, war das kein Thema mehr. Da gab es das Girokonto mit geringen Zinsen. Geld hat man sich beim Bankomat geholt. Ich war in meinem Leben vielleicht drei Mal an einem Bankschalter.

Aber ist man ganz ohne Beratung von der Bank wirklich gerüstet für den Aktienmarkt?

Wer mit Aktien handelt, bekommt heute im Internet zahlreiche Informationen. Bankberater und Börsenprofis haben kein Spezialwissen mehr. Dieser Vorteil ist ihnen genommen. Ich bin überzeugt, dass Privatanleger sogar Fonds schlagen können. Und ich sehe bei Bux spannende Portfolios unter den Anlegern. Vor allem Frauen machen einen sehr guten Job. Sie folgen klassische Anlageregeln, achten auf Diversifizierung und Dividendenzahlungen. Sie investieren antizyklisch und kaufen vielleicht auch mal zwei, drei Technologie-Aktien. Frauen sind den Männern am Finanzmarkt, an den Börsen überlegen, das muss man einmal so sagen.

Hat das Mobiltelefon das Handeln mit Aktien verändert?

Ich glaube gar nicht, dass das Mobiltelefon das entscheidende Kriterium ist. Da spielen andere Faktoren eine Rolle wie der Registrierungsprozess. Wir sind in der Lage, innerhalb weniger Minuten ein Kundenkonto zu eröffnen. Man muss nur seinen Ausweis abfotografieren. Der wird dann überprüft und verifiziert. Sobald Geld überwiesen ist, kann man Aktien kaufen. Vor zehn Jahren musste man da bei der Bank noch Formulare ausfüllen und bekam die Zugangsdaten dann per Post.

Gibt es keine Identifizierung über Video-Telefonie?

Als Unternehmen aus den Niederlanden müssen wir das nicht machen. Die niederländische Aufsichtsbehörde setzt das nicht voraus. Das macht uns schneller und wir vermeiden die Abhängigkeit von externen Anbietern.

Was passiert eigentlich, wenn es bei einer Börsen-App wie Bux ein Problem gibt?

Hier gibt es verschiedene Maßnahmen. Bis zu 100.000 Euro sind über das Einlagerung-Sicherungssystem garantiert. Unsere zweite Maßnahme: Aktien und Geld unserer Kunden werden in einer Stiftung gehalten. Im Falle eines Konkurses von unserem Unternehmen sind diese Aktien und die Gelder in dieser Stiftung und gesichert. Selbst im schlimmsten Fall können Anleger über die Aktien verfügen. Es gibt auch noch ein Investitionsentschädigungssystem. Das sichert bis zu 20.000 Euro ab. Technisch verlassen wir uns auf den Clearing-Partner ABN Amro. Wir hatten noch nie den Fall, dass eine Order wegen technischer Probleme nicht durchgeführt wurde.