Corona hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Das bestätigt eine Studie des Beratungsunternehmens EY, das aber auch eine bedenkliche Schere zwischen großen und kleinen Betrieben aufzeigt. "Wir haben Unternehmen im Mittelstand abgefragt, das sind Unternehmen von 30 bis 2000 Mitarbeitern. Quer über alle Branchen werden digitale Technologien als wichtiger angesehen. Aber wir haben eine Zweiklassengesellschaft zwischen großen und kleinen Unternehmen bei Digitalisierung und die Kluft hat sich durch Corona noch vergrößert", so Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich.
Mittelstand bei Digitalisierung gespalten
"Wir haben die Unternehmen kategorisiert in solche mit unter 30 Millionen Euro Umsatz , welche mit 30 bis 100 Millionen und solche mit über 100 Millionen. Bei den Größten spielen digitale Technologien bereits eine sehr große Rolle, nämlich für 56 Prozent der Betriebe. Im Jahr vor der Corona-Pandemie waren es noch 46 Prozent. Bei den Kleineren stieg der Anteil der Betriebe, für die digitale Technologien sehr wichtig sind, nur von 23 auf 25 Prozent. Da müssen wir aufpassen, dass die kleineren Unternehmen im Mittelstand nicht den Anschluss verlieren", warnt Reimoser.
Für kleinere Unternehmen sei es viel schwieriger, die für Digitalisierung notwendigen Fachkräfte zu finden oder auszubilden. Dieser Fachkräftemangel sei klar an die Politik zu adressieren. Mit Weiterbildung und Umschlungen müsse der paradoxen Situation der gleichzeitigen hohen Arbeitslosigkeit entgegengewirkt werden, mahnt Reimoser. Kleine Unternehmen müssten auf Technologien fokussieren, die einen geringeren Grundsockel an Aufwand erfordern, als Beispiel nennt Reimoser die Nutzung der Cloud.
Cloud, Software-Robots, Chatbots, KI
Cloud Computing wird in der EY-Studie an erster Stelle der digitalen Technologien genannt, die die Unternehmen umsetzen wollen. "Remote zu arbeiten hilft auch kleineren Unternehmen, dass man von überall her zugreifen kann. Da waren Corona und Homeoffice ein Treiber." Im Ranking folgt Automatisierung manueller Tätigkeiten durch Software - zum Beispiel könne ein Software-Robot E-Mails nach Relevanz lesen und eintragen. Auch der Einsatz von Chatbots werde immer wichtiger.
Bereits jedes fünfte Unternehmen beschäftigt sich auch mit künstlicher Intelligenz. Reimoser: "KI hat ein sehr großes Potenzial auch für den Mittelstand", zum Beispiel mit vorausschauenden Analysen für die Produktion oder den Absatz. Die Standortbedingungen bei digitaler Infrastruktur schätzen 72 Prozent der befragten Unternehmen positiv ein. "Die größere Herausforderung ist die geistige Infrastruktur, die Verfügbarkeit von ausgebildetem Personal. Das wird am kritischsten von den Unternehmen in der Studie gesehen."
Steiermark, Kärnten im Mittelfeld
Regional liegen Vorarlberg und Wien mit den Unternehmen bei digitalen Technologien voran, berichtet Reimoser. "Die Mittelstand-Unternehmen in der Steiermark und in Kärnten liegen bundesweit im Mittelfeld, wenn es um die Wichtigkeit der digitalen Technologien geht. Beim Zukunftsoptimismus für die Digitalisierung liegen die Betriebe in Kärnten nach dem Burgenland am zweiten Platz."
Adolf Winkler