Die Coronakrise fordert auch die Weingüter in Kärnten. Der Absatz der edlen Tropfen erfolgte vor der Pandemie zumindest zum Teil über die angrenzende Gastronomie. Um das wirtschaftliche Überleben zu sichern, gehen die Winzer auch ungewöhnliche und kreative Wege.
Nikolaus Trippel beispielsweise vom Trippelgut am Maltschacher See bei Feldkirchen, hat im Laufe der vergangenen Monate knapp 100.000 Euro investiert. Ein neuer Restaurantbereich wird gerade fertiggestellt. "Das Nest", so Trippel, soll coronakonforme Feiern ermöglichen. "Wir bauen das Buffet auf und bieten auch an, nach der Feier abzuräumen. Der Gast entscheidet, ob ein Kellner gewünscht ist, oder ob beispielsweise die Familie lieber unter sich bleibt", erzählt der Winzer. "Wir müssen uns davon verabschieden, klassisch zu denken."
Sauna für den Balkon
Für die 14 Zimmer und Suiten hat sich die Familie Trippel auch etwas einfallen lassen. Damit die Gäste weiterhin in den Genuss eines Saunabesuches kommen, wurde jeweils der Balkon mit einer eigenen kleinen Privatsauna nachgerüstet. Schwierig war die Situation beim Weinabsatz. "Der erste Lockdown im Vorjahr hat uns kalt erwischt. 40 Prozent unserer Weine, die wir nicht für den Eigenbedarf benötigen, werden über die Gastronomie verkauft, der Handelsanteil liegt nur bei 5 Prozent", erzählt Trippel.
Um das Endkundengeschäft stärker auszubauen, habe man deshalb beschlossen, in Wien ein Auslieferungslager zu gründen. Mit dieser klaren Fokussierung auf den Wiener Markt habe man viel abfedern können, und nur geringfügig weniger verkauft, als in vergangenen Jahren. Außerdem wurde in die Weingartenerweiterung investiert. Auf 8,8 Hektar wird jetzt am Trippelgut angebaut. "Die Nachfrage ist da, auch online. Wir stellen uns breiter auf", sagt Trippel.
Georg Lexer, der gemeinsam mit Sem Kegley das Weingut "Von der Leiten" in Karnburg bewirtschaftet, verkauft einen Großteil der Weine über das Restaurant "Leiten". "Die Hälfte vom Umsatz ist durch die Coronakrise verlorengegangen", sagt Lexer, der die Hoffnung hat, bald wieder aufsperren zu können. 2019 sei das erste Jahr im Weinberg mit vollem Ertrag gewesen. Chardonnay, Pinot Grigio, Sauvignon blanc, Zweigelt und Pinot Noir werden auf 9,5 Hektar angebaut.
Wein, Schwein und mehr
Weil der Weinabsatz momentan etwas schleppend läuft, haben Lexer und Kegley eine andere Schiene ausgebaut. Seit einigen Jahren werden am Weingut auch Schweine gehalten. Wir sind mittlerweile eine der größten Freilandschweinehaltungen in Kärnten", sagt Lexer. 2021 gibt es den ersten Kärntner Prosciutto.Für Ostern werden außerdem Osterkörbe mit Schinken & Co. verkauft - entweder direkt beim Weingut, oder online bestellen und nach Hause liefern lassen. Und auch im Restaurant wird ein wenig umgebaut. Ein Holzofen wird installiert und künftig sollen, so Lexer, auch Kochkurse angeboten werden. Ein Projekt, das derzeit noch in Planung ist, ist der "Urlaub im Weinberg".
Urlaub im Weinberg
Chalets im Weinberg sind auch auf der Domäne Lilienberg konkret in Planung.Winzerin und Kellermeisterin Mirjam Orasch, die das Weingut in Tainach seit mehr als zehn Jahren erfolgreich führt, hat die Coronakrise dazu genutzt, Zukunftskonzepte zu entwickeln. Ab 2022 soll am Weingut ein Urlaub im Weingarten möglich sein.
Mitten in den Vorbereitungen, so Orasch, ist man auch für das Restaurant "Das Lilienberg", das mit "heimischer Küche und internationalem Touch auf Hauben-Niveau etabliert wird". Als Koch habe man Angelo Rindler gewinnen können.
Generell sei die Coronakrise auch für die Domäne Lilienberg eine Herausforderung. Hochzeiten und Weinverkostungen mussten abgesagt oder verschoben werden, und auch der geplante Weihnachtsmarkt konnte nicht stattfinden. Vergrößert wird aktuell der Weingarten, wo auf 23 Hektar rund 100.000 Reben stehen.
Gutsladen mit Kunst
Nicht ganz so leicht hat es auch das Weingut Taggenbrunn von Alfred Riedl. Ein wesentlicher Teil des Absatzes laufe über den Heurigen. Jetzt wird überlegt, einen Gutsladen zu gestalten, in dem mehrere Waren angeboten werden. Kombiniert werden soll das Ganze mit einer Ausstellung im Rahmen derer "Kunstwerke von André Heller gezeigt werden, so Riedl. Der Künstler zeigt seine Handschrift schon bei der Anfahrt mit der Skulptur Zeitgöttin. Generell entwickelt sich das Areal zur "Kulturburg". In Taggenbrunn wird mittlerweile auf 50 Hektar Wein angebaut.
Astrid Jäger