Noch vor wenigen Wochen hat der Börsenkurs des Elektroauto-Bauers Tesla Elon Musk zum reichsten Mann der Welt gemacht. Doch den Titel hat er inzwischen wieder verloren. Denn innerhalb von fünf Handelstagen fiel der Kurs der Aktie von knapp 717 US-Dollar auf etwas mehr als 560 US-Dollar, nur um dann wieder auf rund 650 Dollar zu steigen.
"Die Aktie von Tesla ist immer wieder von starker Volatilität gekennzeichnet", erklärt Friedrich Mostböck, Chefanalyst der Erste Group. "Hier gibt es viele Short und Long-Positionen." Gemeint sind damit Wetten auf fallende oder steigende Kurse. Und natürlich sei auch die Bewertung des Autobauers nur mit viel Fantasie erklärbar. "Im Vergleich zum Output der herkömmlichen Autobauer verkauft Tesla nur einen Bruchteil an Autos." Dennoch ist Tesla selbst nach dem Kurssturz fünfmal so viel wert wie etwa VW.
Tesla verliert Alleinstellung
Und bei der E-Mobilität holen die klassischen Autobauer auf. Das zeigt die Zulassungsstatistik aus Deutschland. Unser nördlicher Nachbar ist inzwischen der weltweit zweitgrößte Markt für E-Autos nach China und vor den USA - auch dank einer Prämie in Höhe von 9000 Euro. Auf Herstellerebene lag Tesla 2020 mit knapp 500.000 Neuzulassungen zwar weiter vorne, doch der VW-Konzern holte mit 422.000 reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden kräftig auf und sprang von Rang sechs auf den zweiten Platz. Die BMW-Gruppe verteidigte mit 193.000 Rang vier. Tesla verliert damit sein Alleinstellungsmerkmal als einziger Massenhersteller von E-Autos.
Doch nicht nur Tesla-Aktien sind unter Druck. Generell verlieren derzeit vor allem Technologiewerte an Wert. So rutschte die Apple-Aktie um mehr als vier Prozent ab. "Viele Technologiekonzerne haben enorm von der Coronakrise profitiert", erklärt Mostböck. "Hier gibt es jetzt eine leichte Korrektur." An einen dauerhaften Abschwung im Technologiesektor glaubt der Analyst aber nicht. "Unternehmen, die in Bereichen wie Homeoffice oder Online-Handel aktiv sind, werden weiterhin profitieren."
Fokus auf die Notenbanken
Eine gewichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung der Aktienmärkte könnten auch die beiden großen Zentralbanken Federal Reserve (Dollar) und Europäische Zentralbank (Euro) spielen. Am 11.3. tagt die EZB und berät über die weitere Geldpolitik. Eine Veränderung der Leitzinsen kann hier allerdings nicht erwartet werden. Aber möglicherweise gibt EZB-Chefin Christine Lagarde Hinweise darauf, wie stark die Notenbank die Zinsen für Staatsschulden kontrollieren könnte.
Wobei es in Europa hier nur geringe Bewegungen gegeben hat, ganz im Unterschied zu den USA. Dort steigen die Zinsen für Staatsanleihen. Und wenn man mehr Rendite für eine sichere Staatsanleihe bekommt, ist das ein Anreiz um aus stark schwankenden Wertpapieren wie Aktien auszusteigen. Allerdings bedeuten höhere Renditen bei Staatsanleihen auch mehr Kosten für den Staat und die USA wollen die Wirtschaft bekanntlich mit einem Konjunkturpaket in Höhe von 1900 Milliarden US-Dollar anschieben. Hohe Zinsen kämen hier ungelegen. Wenn die Fed bei ihrer Zinssitzung am 17. März Signale gibt, hier gegenzusteuern, könnte das im Umkehrschluss wieder die Börsen beflügeln.
Ruhigere Zeit an Börsen
Dennoch dürften die Aktienkurse in den kommenden Wochen eher nicht auf eine weitere Rekordjagd gehen, sagt Mostböck. "Das zweite Quartal ist traditionell die Zeit, in der Gewinne mitgenommen werden." Es sei die richtige Zeit, seine Anlagen etwas zu differenzieren. Generell rät Mostböck dazu, seine Investitionen möglichst breit zu streuen und nicht nur auf einige wenige Aktien zu setzen. Für Kleinanleger seien daher Fonds die bessere Lösung, bei denen das stetige Auf und Ab an den Börsen eine geringere Rolle spielt.
Roman Vilgut