Die gleichzeitige Preiserhöhung vieler Mobilfunk- und Internetverträge durch die Netzbetreiber A1, Drei und Magenta sorgte zuletzt für Unmut bei vielen Kunden. Drei erhöhte etwa Mobilfunkverträge um einen bis drei Euro, A1 führte bei “bob” eine Servicepauschale von 25 Euro ein und Magenta stellte Internetverträge um, deren neue Grundgebühr im Durchschnitt drei Euro mehr kosten.
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ortete eine “schiefe Optik”, die Telekom-Regulierungsbehörde RTR kündigte an, die Preiserhöhungen genau prüfen zu wollen. Magenta-Konzernchef Andreas Bierwirth wies unterdessen den Vorwurf möglicher illegaler Preisabsprachen zurück. Sein Unternehmen habe lediglich “technische” Preiserhöhungen im Festnetz vorgenommen.
Positiv zu spüren bekommen die jüngsten Tariferhöhungen bei den großen Anbietern die Mobilfunk-Discounter, allen voran Ventocom mit der Marke HoT und Mass Response mit Spusu. “Unser Rekordwachstum aus dem Vorjahr setzt sich weiter fort. Kunden kommen derzeit von allen großen Netzbetreibern, die ihre Mobilfunktarife erhöht haben, zu uns. Alleine im Jänner und Februar waren es 40.000”, erklärt Ventocom-CEO Michael Krammer.
Mit Ende 2020 verzeichnete das Unternehmen 1,058 Millionen Kunden in Österreich. Der überwiegende Anteil davon entfällt auf das von der Supermarkt-Kette Hofer vertriebene Angebot von HoT, dazu konnten sich aber auch Liwest Mobil und Rapid Mobil, die ebenfalls zur Ventocom gehören, steigern.
Generell ortet das Unternehmen eine steigende Bereitschaft, den Anbieter zu wechseln. Laut einer von Ventocom in Auftrag gegebenen Studie beschäftigt sich rund ein Drittel der Österreicher mit einem Anbieterwechsel. 75 Prozent der Befragten hätten auch bereits einmal oder mehrmals den Mobilfunkanbieter gewechselt. Damit einher geht auch der Trend dazu, Verträge ohne Bindung abzuschließen. Befanden sich 2015 noch drei Viertel der Privatkunden in einem Vertrag mit Bindung, waren es 2020 nur noch knapp 60 Prozent, so Krammer.
Hinter A1, Magenta und Drei ist HoT mit 6,7 Prozent Marktanteil der viertgrößte Mobilfunker im Land, betreibt als sogenannter “Mobile Virtual Network Operator” (MVNO) aber kein eigenes Netz. Für die Mobilfunktarife verwendet Ventocom das Netz von Magenta, für Breitbandprodukte auch das Netz von Drei.
Die dafür fälligen Netzgebühren erhöhten sich im Vorjahr auf 61 Millionen Euro. “Wir leisten mit diesen Gebühren einen erheblichen Beitrag zum Ausbau der Netzinfrastruktur”, betont Krammer. Abgesehen davon würden virtuelle Anbieter den Wettbewerb sichern, weil sie in der Tarifgestaltung eigenständig agieren.
Vor 2022 kein 5G-Tarif bei HoT
Unlängst geäußerte Befürchtungen, dass die Netzbetreiber den Mietern wie Ventocom oder Mass Response den Zugang zum 5G-Netz erschweren werden, teilt Krammer nicht. Die neue Technologie sei um das fünf bis zehnfache effizienter, dadurch würden sich niedrigere Produktionskosten ergeben. “Somit wird es mittelfristig eine Notwendigkeit sein, auch uns als sogenannte Untermieter in den Netzen auf diese Technologie zu bringen”, so Krammer.
Mitte März wird es zu dem Thema ein runder Tisch stattfinden, an dem die BWB, die RTR sowie die Mobilfunker und die MVNO teilnehmen. Vor 2022 rechnet der Ventocom-CEO aber nicht damit, 5G-Tarife anbieten zu können. Erst dann werde seiner Meinung nach die Technologie durch den erfolgten Netzausbau und die Verfügbarkeit der Endgeräte für den Massenmarkt relevant sein.
Überraschenderweise an Relevanz gewonnen habe durch die Corona-Pandemie die klassische Sprachtelefonie. So verzeichnete HoT zum Teil eine Verdopplung der Sprachminutenwährend des Corona-Lockdowns. Auch nach dem Lockdown bleiben die Sprachminuten bislang auf einem hohen Niveau, insbesondere auch bei jungen Kunden.
Nicht aufzuhalten sei hingegen das langsame Aussterben der SMS, die zur privaten Kommunikation immer seltener genutzt wird, dafür aber noch von technischen Anwendungen.
Andreas Terler