Weder der steirische Gastronomie-Obmann Klaus Friedl noch Tourismus-Spartenobmann Johann Spreitzhofer zählen zur Spezies der "Heißläufer". An ihrer ruhigen Tonalität hat sich zwar auch am Montagabend nichts geändert, inhaltlich sind die beiden Branchenvertreter aber hörbar verärgert und machen auch keinerlei Hehl daraus. Die stufenweisen Lockerungen, die die Regierung und die Landeshauptleute präsentierten, brächten "weiterhin null Planbarkeit und null Perspektive, wir sind entsetzt und einfach nur enttäuscht", so Friedl Zwar dürfen die Gastgärten in der Osterwoche wieder öffnen, "aber das ist nicht nur spät, sondern bringt auch nur einem Teil der Betriebe etwas, für eine Öffnung in den Innenräumen gibt es nicht einmal so etwas ähnliches wie ein konkretes Datum, das ist bedrückend für die gesamte Branche".
"Die Gastronomie wird zu Tode gestreichelt"
Friedls Befund: "Die Gastronomie wird zu Tode gestreichelt, das sind jetzt ganz harte Bandagen." Dabei sei es keineswegs so gewesen, dass man sich die ganz großen Öffnungsschritte erwartet hätte, "wir haben eigentlich nicht viel erwartet, aber nicht einmal das wurde erfüllt". Zudem würden sich viele offene Fragen ergeben: "Was bedeutet das jetzt für Betriebe ohne Gastgarten oder nur mit ganz kleinen Schanigärten, zahlt sich für die das Öffnen überhaupt aus, was bedeutet das für die Hilfszahlungen, wie geht es damit weiter?", so Friedl. "Unsere Mitarbeiter und alle Betriebe hätten sich so sehr einen konkreten Öffnungstermin für alle Gastronomiebereiche erhofft, bekommen haben wir jetzt eine Gastgartenöffnung mit Eintrittstests zu Ostern, das ist schon sehr krass."
"Sehr enttäuscht und ernüchtert"
Auch Johann Spreitzhofer ist nach eigenen Angaben "sehr enttäuscht und ernüchtert". Der Betreiber des Landhotels Spreitzhofer im Almenland sagt, "ich habe gerade im Spaß zu meiner Frau gesagt, dass wir die Betten wohl künftig ins Freie stellen müssen, um irgendwann doch noch Gäste begrüßen zu dürfen". Zum Lachen ist ihm aber merkbar nicht zumute. "Wir haben heute keinen Hinweis erhalten, wie und wann es für uns weitergehen kann, die Hotellerie wurde in der Pressekonferenz ja zuerst nicht einmal erwähnt, erst auf Nachfrage hieß es, dass es irgendwann im April soweit sein könnte". Aus seiner Sicht sei die Branche "von Planbarkeit überhaupt noch nie soweit entfernt gewesen, das ist für die Betriebe nicht mehr zumutbar". Seine große Sorge hat mit "dem größten Kapital unserer Branche zu tun, das sind unsere Mitarbeiter - und die sind nach den vielen Monaten der Ungewissheit schon sehr ungeduldig, wir haben Sorge, dass sie uns davonlaufen". Was ihn besonders ärgert, sei der Umstand, "dass die fix fertigen Präventions- und Sicherheitskonzepte, die wir ausgearbeitet haben und vorgelegt haben, ignoriert werden, das verstehe ich überhaupt nicht". Auch seine Erwartungshaltung sei im Vorfeld nicht allzu groß gewesen, "wir sehen ja, dass die Infektionszahlen leider in die falsche Richtung zeigen, aber dass es so kommt und überhaupt keine Vorausplanung für unsere Gäste und unsere Betriebe möglich ist, das ist sehr enttäuschend."
"So wie sich das anhört, ist auch der April gelaufen"
„Es ist eine Katastrophe. Wir sind weitere Wochen, wenn nicht Monate zum Warten verdammt und haben null Perspektive bekommen“, ringt Mario Gruber, Tourismus-Geschäftsführer des Thermen- und Vulkanlandes hörbar um Worte. Die gesamte Region habe sich nach den Signalen der letzten Wochen für eine vorsichtige Öffnung zu Ostern vorbereitet. „Teststraßen, private Testmöglichkeiten bei Betrieben, Sicherheitskonzepte, wir haben alles geplant – fürs Erste umsonst“, spricht er nach der Regierungs-Pressekonferenz von einer „einzigen großen Enttäuschung, zumal wir jetzt nicht nur das Ostergeschäft verlieren. So wie sich das anhört, ist für Beherbergungsbetriebe ja auch der April schon gelaufen.“
Mit Blick auf das zuletzt quirlig gewordene Leben in den Parks und Freizeitstätten plädiert Gruber: „Besser wäre es, man ließe nun die Menschen einander frisch getestet in Gaststätten treffen, sonst passiert das unkontrolliert im privaten Bereich.“ Dem Thermenland fehlen durch den langen Lockdown bereits 1,2 Millionen Nächtigungen „und dreistellige Millionenbeträge“.
"Eine Enttäuschung hoch drei"
Von einer "negativen Überraschung" spricht Alfred Grabner, Obmann der Fachgruppe Hotellerie und Eigentümer des Sporthotels Grabner in Kapfenberg. Die Unsicherheit und fehlende Planungssicherheit finde eine Fortsetzung, "wir haben jetzt genau das, was wir nie haben wollten". Insbesondere das Oster-Geschäft wäre für die steirische Hotellerie sehr bedeutend gewesen, "so ganz ohne Perspektive verschlechtert sich die Stimmung in der Branche abermals". Auch Grabner verweist auf die detaillierten Sicherheitskonzepte, die man ausgearbeitet hat und "die nun keine Beachtung finden, das ist eine Enttäuschung hoch drei".