Wenn es um den Aufbau von Mobilfunknetzen geht, gehört das chinesische Unternehmen ZTE zu den großen Systemanbietern. Und auch Handys baut der Konzern seit Jahren und ist vor allem am Heimmarkt damit auch durchaus erfolgreich. In Europa hingegen blieb ZTE bisher ein exotischer Hersteller.
Das will der Konzern nun mit einer Weltneuheit ändern. ZTE baut das erste Smartphone, in dem sowohl die Lautsprecher als auch die Frontkamera komplett unter dem Display versteckt sind, das Axon 20. Fall-Display-Experience nennt das der Handyhersteller.
Kamera: Gut aber nicht hervorragend
Und tatsächlich: Auf den ersten Blick wirkt dieses Feature sehr einladend. Kein Tropfen, kein Loch, das im Bildschirm stört. Bei der Darstellung trickst ZTE dann aber ein bisschen. Denn die Oberfläche des Android schließt oben mit einem kleinen schwarzen Balken ab. Erst wenn man ein Bild oder Video hineinzoomt, geht die Darstellung auch über den Bereich der Frontkamera.
Vor allem wenn man gerade auf das Display schaut, wirkt das Bild wirklich eben. Beim Streaming von Filmen oder Serien kann man dieses Feature wirklich gut nutzen. Kippt man das Handy aber nur ein bisschen zur Seite, entdeckt man sofort das pixelige Rechteck, mit dem die Frontkamera überdeckt ist. Das ist vermutlich derzeit auch gar nicht anders lösbar, schließlich muss die Frontkamera ja auch ihren Hauptzweck erfüllen: Fotos machen.
Und das funktioniert tadellos. Man würde vermuten, dass es eine Art Eintrübung durch das Display geben könnte. Das ist nicht der Fall. Die Frontkamera löst mit 32 Megapixel auf und erzeugt durchaus passable Bilder. Als Hauptkamera kommt eine Vierfach-Lösung zum Einsatz. Es gibt einen 64 Megapixel-Sensor, der von einem 8 Megapixel Ultrawide-Sensor, einem 2 Megapixel Makro-Sensor und einer 2 Megapixel Teleoptik unterstützt wird.
Die Bilder machen vor allem bei Tageslicht einen wirklich guten Eindruck. Die Kamera löst schnell auf, die Bedienung ist sehr einfach, wie von Android gewöhnt. Makro-Aufnahmen bieten eine gute Detailtiefe.
Bei Gegenlicht verblassen die Farben aber ein bisschen und auch die Nachtbilder gelingen bei den Modellen der Konkurrenten besser.
Günstiger Preis
Wobei man hier nicht zu streng sein darf. Denn das Handy kostet ab 299 Euro und ist somit bedeutend billiger als die High-End-Geräte von Samsung oder Apple. Dementsprechend darf man von der Ausstattung auch nicht erwarten, mit den Spitzengeräten mithalten zu können.
So wird das Axon 20 nur als 4G-Gerät verkauft. Den modernen 5G-Standard sucht man vergebens. Das Argument war hier vor allem der Preis. Eine 5G-Variante kann online um 449 Euro gekauft werden. Auch beim Innenleben hat sich ZTE eher an der guten Mittelklasse orientiert und spielt nicht in der Spitzenliga. Der Prozessor hat acht Kerne mit je 2,0 GHz Taktung.
Der 4220mAh-Akku ist dringen nötig um den Energiehunger des riesigen Oled-Displays mit einer Bildschirm-Diagonale von 17,5 Zentimeter (6,92 Zoll) zu stillen. Der interne Speicher von 128 GB kann mittels SD-Karte erweitert werden. Die 6 GB Ram sorgen aber dafür, dass alle Apps schnell starten und das Gerät auch bei hoher Speicher-Belastung sehr stabil läuft.
Chance verspielt
Fazit: Mit der versteckten Frontkamera ist ZTE der First Mover in der Branche. Für einen verhältnismäßig unbekannten Anbieter ist das mit Sicherheit ein großer Erfolg. Doch wenn man schon eine solche Innovation in den Markt bringt, warum nicht gleich in einem echten Konkurrenten zum iPhone und Samsungs Galaxy Reihe? Denn in der jetzigen Ausstattung ist das Axon 20 ein brauchbares Smartphone, das sich bei Preis und Leistung in der oberen Mittelklasse einreiht.
In diesem Segment ist die Konkurrenz sehr hoch. Und ob ZTE mit der innovativen Frontkamera die Technik-Fans ansprechend wird, darf bezweifelt werden. Denn die greifen zwar gerne zu einem neuen und innovativen Produkt, geben sich mit der Mittelklasse nicht zufrieden. Den großen Durchbruch der verdeckten Kamera wird es daher erst geben, wenn auch Samsung und Apple dieses Feature einbauen. ZTE hat hier eine Chance verspielt.
Roman Vilgut