Die Schweizer und Schweizerinnen haben 2020 so wenig Schokolade genascht wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Dieser Rückgang ging allein zulasten der einheimischen Schokoladeindustrie. Und auch im Exportgeschäft stockte der Absatz. Der Branchenumsatz brach um gut 15 Prozent ein.
Der Pro-Kopf-Schokoladenkonsum in der Schweiz fiel mit 9,9 Kilogramm das erste Mal seit 1982 unter 10 Kilogramm, wie der Verband Schweizerischer Schokoladefabrikanten Chocosuisse am Montag mitteilte. Erst 2019 hatte sich der Konsum nach Jahren des Rückgangs noch stabilisiert.
Im Zuge der Coronakrise waren Restaurants, Hotels und Cafes mehrere Monate geschlossen und das Geschäft mit internationalen Touristen lag fast brach. Die einheimischen Schokoladehersteller setzten in der Folge rund 15 Prozent weniger im Inland um. Besonders bitter für sie: Zugleich verzehrten die Konsumenten mehr ausländische Schokolade. Davon wurde 2020 sogar um 1,8 Prozent mehr importiert. Der Importanteil stieg damit auf ein neues Allzeithoch von 43 Prozent nach 41 Prozent im Vorjahr.
Export schwächelt
Auch im eigentlichen Hauptertragsgeschäft - dem Export - lief es kaum besser: Dort sank der Umsatz um knapp 14 Prozent. 70 Prozent der von der hiesigen Industrie produzierten Schokolade gehen in den Export. Insgesamt setzte die Branche mit 1,53 Milliarden Franken um 14,5 Prozent weniger um als noch im Vorjahr. Die in der Schweiz hergestellte Menge an Schokolade sank um über 10 Prozent auf noch 180.000 Tonnen.
Auch verlor der Produktionsstandort Schweiz 2020 weiter an Gewicht: Nachdem 2017 eine Schokoladefabrik infolge Verlegung der Produktion nach Frankreich geschlossen worden sei, habe 2020 eine weitere Schokoladefabrik ihre Tore für immer schließen müssen, schreibt Chocosuisse. Bekanntlich musste die Berner Schokoladefabrik Gysi Ende Juni den Betrieb einstellen.
Noch 16 Schokoladefabriken verblieben
Damit verbleiben den Angaben zufolge heute noch 16 Schokoladefabriken in der Schweiz. Über die ganze Branche ging die Zahl der Angestellten um 4,8 Prozent auf knapp 4400 zurück.
Chocosuisse sieht die Schokoladenindustrie weiter unter Druck. Der Start ins Jahr 2021 sei von anhaltenden Herausforderungen geprägt gewesen. Im Jänner 2021 sei die Exportmenge um 15,3 Prozent zurückgegangen, aber die Importe ausländischer Schokolade hätten um 5,4 Prozent zugenommen.
Diese Entwicklung werde durch den asymmetrischen Grenzschutz von Rohstoffen und Verarbeitungsprodukten gefördert: Als Folge dessen seien gewisse Rohstoffe in der Schweiz doppelt so teuer wie im Ausland, warnte der Verband. Mit der von den Zuckerherstellern geforderten Festschreibung eines Mindestgrenzschutzes für Zucker drohe eine zusätzliche Rohstoff-Verteuerung. Chocosuisse rufe die Politik dazu auf, auf diese protektionistische Maßnahme zu verzichten.