Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon will die steigende Nachfrage der Autobranche nach Chips auch mit Hilfe seines neuen Werks in Villach decken. In der Fabrik könnten künftig ausreichend Halbleiter etwa für die Antriebe von 25 Millionen Elektroautos im Jahr gefertigt werden, sagte Infineon-Konzernchef Reinhard Ploss am Donnerstag auf der Hauptversammlung.
Er zeigte sich zuversichtlich, dass es dem DAX-Konzern gelinge, auch langfristig den wachsenden Bedarf der Kunden zu bedienen. Infineon habe früher als Wettbewerber damit angefangen, die Kapazitäten auszubauen und habe deswegen einen Vorsprung.
Ab Herbst
Die Produktion in dem neuen Werk in Villach - über das bereits wiederholt berichtet wurde - solle im Frühherbst beginnen, drei Monate früher als ursprünglich geplant gewesen war. Künftig habe Infineon mit Villach und Dresden zwei große Werke, die auf den großen 300-Millimeter-Scheiben produzierten, sagte Ploss.
Die Knappheit bei Halbleitern macht der Autobranche derzeit weltweit zu schaffen, Hersteller wie Volkswagen oder Ford mussten Kurzarbeit anmelden. Ein Sprecher des US-Autobauers kündigte an, dass Ford seine Kurzarbeit in mehreren europäischen Werken ausweiten wird. So seien in Köln für März drei weitere Kurzarbeit-Tage eingeführt worden. Experten rechnen nicht mit einem schnellen Ende der Chip-Knappheit.
Während Infineon Leistungshalbleiter und Logik-Chips selbst produziert, ist das Unternehmen bei Microcontrollern von Lieferanten wie der taiwanesischen TSMC abhängig. Zum Höhepunkt der ersten Coronawelle im März hatten viele Autobauer ihre Bestellungen zurückgefahren. Es schnellte aber die Nachfrage nach WLAN-Verbindungen, Spielekonsolen, kontaktlosem Bezahlen oder Heimtrainern nach oben, und die Hersteller von Unterhaltungselektronik bestellten deutlich mehr Chips. Derzeit sei die Situation bei den Auftragsfertigern sehr angespannt, sagte Infineon-Vertriebschef Helmut Gassel. Er hoffe, dass sich die Lage in der zweiten Jahreshälfte entspanne.